So jubelte mein Fünfjähriger, als er sich jüngst eine kleine Schnupperstunde an meiner Riechbar genehmigte (Kleines Rätsel am Rande: was heißt eigentlich KiSi-Verschluss???). Er findet die erstaunlichsten Assoziationen zu allen möglichen Ölen. Ich war gespannt, welches nun seine Begeisterung zu diesem interessanten Spontanvergleich animierte. Das Geniale bei Fünfjährigen ist, dass sie schon auf eine gewisse Riecherfahrung zugreifen aber noch nicht lesen können. Suggestion durch Ölenamen ist also ausgeschlossen. Auch in diesem Falle hätte der Name des Öls die Unvoreingenommenheit mit ziemlicher Sicherheit zerstört und ein freiwilliges Riechen möglicherweise verhindert. Mein Strahlemann hielt ein Fläschchen Eukalyputs-Öl in seinen Händen! JAUUUUL! Eukalyptus ist doch gar nichts für unter Sechsjährige! Nur die Ruhe: Er hatte sich nicht am „Pipi-Eukalyptus“ (Fünfjährigen-Latein für eucalyptus globulus) vergriffen. Es gibt an die 800 verschiedene Eukalyptusarten, davon werden immerhin fast zehn ätherische Öle destilliert und ich frage mich immer wieder, warum ausgerechnet der mit dem mäßigsten Duft (Erwachsenenbeschönigung für Gestank) so populär ist. Dieser „Duft“ schadet dem Ansehen der Aromatherapie weit mehr als aroma-unkundige Gesundheitsberufe, die Eukalyptus(globulus)pärparate für Kleinkinder empfehlen. Für viele Menschen ist Aromatherapie deswegen leider gleichgesetzt mit der inhalativen und perkutanen Anwendung von Eukalyptus globulus…
Aber zurück zum Zitronenkakaoduft. Es handelt sich um Eukalyptus staigeriana, der Eukalyputs mit Schokoladenseite! Sanft, blumig und mild, fruchitg zitronig und hat tatsächlich noch etwas Schokoladigsüßes im Bukett. Der Facettenreichtum des Duftes ist dirket übertragbar auf sein breites Einsatzgebiet, ohne hier in Tausendsassa-Gedöns zu verfallen: Der Staigeriana macht depressive Erwachsene und ängstliche, nervöse Kinder gleichermaßen froh, lindert Schmerzen in Muskeln und Gelenken und verschafft Erleichterung bei Bronchialinfekten. In „Keine-Panik-Mischungen“ ergänzt oder ersetzt er meiner Erfahrung nach die Mandarine, die auch nicht jeder riechen kann. Meine Lieblingskombiantion ist Staigeriana mit Koriander. Er will übrigens sorgfältig verdünnt werden, dieser liebliche Eukalyptus, sonst wird man ihn schnell über: Zu viel Süßes ist ungesund und macht aggressiv. Ansonsten ist er bestens für den Laienanwender geeignet: Reizarm und kinderfreundlich. Duftakzeptanz vorausgesetzt.Wie der hübsche rosablühende Eukalyptusvertreter auf dem Foto heißt, den ich vor vier Jahren im Wiener botanischen Garten fotografiert habe, kann ich nicht sagen, die genaue Bezeichnung stand leider nicht auf dem Schildchen. Vielleicht kennt ihn ja jemand von Euch.

Thymus vulgaris, Thymian, der Pflanzenname kommt vom altgriechischen thymos. Das heißt so viel wie Mut, Geist aber auch Rauch und Duft. Mehr Etymologisches und Geschichtliches über dieses und andere Kräuter kann man auf dieser wunderbaren Seite nachlesen: http://www.uni-graz.at/~katzer/germ/Thym_vul.html
Griechische Krieger nahmen vor dem Kampf ein Thymianbad oder legten sich Thymianzweige in ihre Sandalen um ihren Kampfgeist zu stimulieren. Die Zeiten haben sich geändert, die Kampfzonen unserer Tage sehen anders aus aber noch immer leistet der gute alte Thymian Schützenhilfe: So variantenreich die biochemische Zusammensetzung seines ätherischen Öls ist, so zuverlässig wirken alle ätherischen Thymianöle gegen Krankheitskeime. Man spricht bei den Thymianölen von verschiedenen Chemotypen, die jeweils nach dem wichtigsten Hauptinhaltsstoff benannt sind. Um welchen Chemotyp es sich handelt, sollte auf dem Fläschchen stehen, davon hängt nämlich ganz entscheidend die Anwendungsweise ab! Die Thymianfrage ist übrigens ein prima Test, ob man einen wirklichen Aromakundigen oder nur einen Fläschchenverhökerer vor sich hat. Am geläufigsten sind die Chemotypen Thymian linalool und Thymian thymol.

Thymian linalool zeichnet sich durch seine besondere Haut- und Kinderfreundlichkeit aus und fehlt daher in keiner Mischung für Atemwegserkrankungen bei Kindern. Das Abhusten zähen Schleims wird erleichtert, das Immunsystem gestärkt und die keimhemmende Wirkung sorgt dafür, dass keine Sekundärinfektion den geschwächten Organismus heimsucht. Auf der emotionalen Ebene wirkt Thymian linalool stimmungsaufhellend und ermutigend. Für einen schmackhaften Hustensirup nehme ich einen oder zwei Teelöffel Honig, einen Tropfen Thymian linalool (und vergewissere mich, ob auch wirklich linalool auf dem Fläschchen steht!), einen Tropfen Zitrone oder besser noch Zedrat, vermische das unter Rühren mit einer Tasse warmem Wasser und genieße. Das schmeckt auch Kindern wunderbar. Wie bei allen aromatherapeutischen Anwendungen gilt: Regelmäßig anwenden, mäßig dosieren! Also fünfmal am Tag einen Tropfen und auf gar keinen Fall einmal fünf Tropfen! Das macht man freiwillig allerdings sowieso kein zweites Mal…

Thymian thymol ist äußerst scharf und muss sorgfältig verdünnt werden (1 Tropfen auf 10ml fettes Öl reicht!), dafür ist er aber auch sehr stark antibakteriell in der Wirkung und kann die gängigsten Bakterienstämme bereits in nulkommanull-prozentigen Verdünnungen in kurzer Zeit unschädlich machen. Ideal zur Raumulftdesinfektion, in Kombination mit Zitrus- und Nadeldüften. Altgriechische Anwendungsweise: Bei schlimmen Infekten der unteren Atemwege (Medizinmann fragen, is klar, ne) kann man flankierend Thymian thymol auf der Fußsohle anwenden: Einen Tropfen pro Fuß, dreimal am Tag. Wer das mal ausprobiert und gerochen hat, misst der Redewendung, mit jemandem auf Kriegsfuß stehen eine ganz neue Bedeutung bei…

Wie wunderschön bereiften vertrockneten Blütenstände der Wiesenkönigin (filipendula ulmaria, Familie der Rosengewächse) erinnern mich daran, Ihrer Majestät auf diesem Wege mal etwas mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. In der Kräuterheilkunde schätzt man die blühende Pflanze als wirksames Mittel gegen Fieber und Schmerzen. Rheuma und Gicht gehören zu den Anwendungsgebieten. Das ätherische Öl aus der auch Mädesüß genannten Pflanze ist nur selten zu bekommen. Es wird meist zusammen mit Rosmarin destilliert – bei Oshadhi sind 20% Wiesenkönigin drin. Es duftet herb, medizinisch und seltsam vertraut kräuterig. In Einreibungen bei entzündlichen und schmerzhaften Gelenkserkrankungen wirkt es äußerst lindernd, ebenso bei Gliederschmerzen oder Muskelkater. Man mischt es am besten mit Johanniskrautöl. Die schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften sind auf Salicylsäureverbindungen (Wirkstoff von Aspirin) zurückzuführen. Was mich darüber hinaus sehr für die Pflanze einnimmt: Sie ist einheimisch, wir begegnen ihr im Hochsommer an Bachläufen und auf feuchten Wiesen. Es gibt so viele hochwirksame Heilpflanzen bei uns, die (zum Glück?) im Schatten ihrer prominenten Aromakolleginnen aus Südfrankreich oder Australien dem Gesetzgeber noch nicht aufgefallen sind. Auf sie setze ich meine Hoffnungen, falls der sogenannte Verbraucherschutz völlig durchdrehen sollte: Wenn ich die Stories zum geplanten Lavendelölverbot oder auch die neueste Meldung über Zimtblätteröl (siehe http://www.aroma-therapie.blogspot.com/) höre, wird mir klar, wie zweischneidig die zunehmende Popularität der Aromatherapie ist. Also sehe ich mich schon mal in meinem Garten um, was sich da in schlechten Zeiten alles so destillieren und mazerieren ließe… Das soll aber nicht heißen, dass ich dafür bin, den Kopf kampflos in den Sand bzw. die Wiese zu stecken und bin froh dass es Menschen gibt, die da ähnlich denken und hoffentlich noch viele damit anstecken. Informationen gibt es unter anderem hier: http://www.nora-international.de/

Myrrhe: Balsam für Haut und Schleimhäute.Nach den Weihnachts- und Neujahrs-zusammenkünften in trockenen, überheizten Räumen, reichlich Ernährungssünden und gruppendynamischen Familien- und Verandtschaftserfahrungen sehen einige am Ende der Weihnachtsferien etwas abgestanden aus und die Haut spiegelt bei so manchen eine ziemlich mitgenommene Seele. Zeit für eine kleine Selbstbeweihräucherung mit einem Klassiker aus der Haupflege: Myrrhenöl als Bestandteil in Salben, Bädern oder Massageölen hilft der Haut, sich selbst zu helfen, adstringiert und ist wundheilend. Als erstklassiges Fixativum hilft es außerdem andere Düfte länger auf der Haut zu halten und verleiht Duftkompositionen eine tiefe, warme Note ohne sie zu dominieren. Dabei ist Myrrhe auch noch stark antiviral wirksam, antiseptisch und wirkt mild schleimlösend. Myrrhe kommt daher in fast alle meine Atembalsame. Zur Zeit schätze ich folgende Mischung als Gesichtsöl: auf 10ml Mandelöl mit etwas fettem Wildrosenöl 2 Tr. Bergamotte, 1Tr. Thymian linalool (!) und 2Tr. Myrrhe plus eine Spur destillierte rosa damascena (mit einer Stecknadel oder Minipipette). In der Zahnheilkunde und Mundhygiene ist Myrrhe seit Jahrhunderten nicht wegzudenken und ist auch heute noch selbst in konventionellen Produkten förmlich in aller Munde.

Meine Lieblingsmyrrhenanwendung ist aber doch das Räuchern und zwar in der klassischen Kombination mit echtem Weihrauch: Das riecht, als ob Kaspar, Melchior und Balthasar persönlich hereingeschaut hätten und versetzt mich in eine entsprechend feierliche Stimmung, was den Teint von innen heraus strahlen lässt, wo ja bekanntlich die wahre Schönheit herkommt…

Das ätherische Weihrauchöl hat neben vielen Wirkungen auf der emotionalen Ebene eine für mich ganz wesentliche auf der körperlichen: es ist entzündungshemmend, keimhemmend auf verschiedene Krankheitserreger und schleimlösend und hilft daher grandios bei sich ankündigenden Infekten, die mit stechenden Halsschmerzen beginnen. Zugegeben kostet die Art der Anwendung schon einige Überwindung: Einen Tropfen im Mund einspeicheln, so lange es geht und das immer wiederholen, wenn sich der Hals erneut meldet. Wer es einmal erlebt hat, schwört darauf. Natürlich kann man auch Teebaumöl stattdessen nehmen, aber die Wirkung ist nicht ganz so durchschlagend. Ansonsten empfiehlt sich Weihrauchöl dieser Tage in der Duftlampe, wenn es besonders feierlich werden soll, am besten in Kombination mit Balsamtanne, Douglasie und einem Zitrusduft. Aber niemanden mit negativen Duftassoziationen zum Weihrauchglück zwingen: So gut kann man diesen Duft gar nicht in andere einpacken, dass er nicht für Liebhaber aber auch für Weihrauchablehner erriechbar wäre! Das immer beliebter werdende Räuchern ist allerdings schon die meditativste Art sich mit dem Himmel in Verbindung zu setzen und reinigt sowohl die Raumluft als auch die Seele, vorausgestzt man dosiert fein genug und lässt das entsprechende Fingerspitzengefühl beim Ritual walten, will heißen: weder mit dem Räuchergut noch mit der Zeremonie zu dick auftragen. Das Foto entstammt übrigens dem wunderbaren Buch „Botschaft an den Himmel“ von Susanne Fischer-Rizzi, das ich allen ans Herz legen möchte, die sich mit dem Thema Räuchern näher befassen wollen.

Patchouli – ein alter Bekannter unter den Düften, mit dem man nicht mehr in Verbindung gebracht werden will, weil das eigene Immage vielleicht nicht mehr zu diesem Althippie passt.
Viele assoziieren Flower-Power und peinliche Selbsterfahrungsspießigkeit mit diesem Duft. Hat man das Glück, sich mit Patchouli ohne innere Widersprüche einlassen zu wollen, kann man seine ausgleichenden Eigenschaften in allen Lebenslagen nutzen. Es bedarf natürlich bei der Dosierung eines gewissen Fingerspitzengefühls, zumal Patchouli seine heilenden Qualitäten durchaus in geringster Dosierung zu entfalten vermag. Ein angenehm duftendes Duett bildet Patchouli mit Geranie. Diese Mischung bewährt sich vor allem als Wäscheparfum. Weitere berühmte Insektenvertreiber wie Zeder, Lavendel, Lemongrass etc. kann man nach Belieben noch dazumischen. Ins Weichspülerfach der Waschmaschine ein paar Tröpfchen dieser Mischung: Das verleiht der Wäsche einen subtilen Duft und verdirbt Motten den Appetit. Die sich neuerdings wieder in Mitteleuropa ausbreitenden Bettwanzen wenden sich angeekelt ab, wenn das Laken für unsere Nasen nur knapp an der Wahrnehmungsgrenze diesen Duft verströmt.
In der Hautpflege empfiehlt sich Patchouli für alle, die seinen exotischen Duft mögen, als lindernde Zutat in Pflegeölen, Salben oder Bädern gegen stressbedingte Probleme. Auf der geistig-emotionalen Ebene vermag Patchouli sowohl zu erden als auch Mut zu Veränderung und Kreativität zu wecken. Es macht auf angenehme Weise träge und gemütlich, schwerfällig, friedfertig. Entschleunigung und trotzdem Anregung für die Phantasie. Für die kommenden Festtage wäre das doch eigentlich ein optimaler Begleiter!