Der Duft von schwarzen Johannisbeeren, welche der Volksmund auch Gichtbeeren nennt, gehört für mich zu den leckersten Sinneseindrücken überhaupt. Auch die Blätter von ribes nigrum verströmen beim Berühren dieses charakteristische Aroma. Seit ein paar Tagen nenne ich nun eine Flasche Hydrolat aus den Blättern mein eigen und bin begeistert: Ein Sprühstoß wirkt wie ein Schlückchen Kir royal auf die Gesichtshaut, nämlich sehr belebend! Das Hautbild verfeinert sich zusehends – also in Sekunden! Sogar Kopfschmerzen mildert dieses edel herb duftende Wässerchen. Mal sehen, was der Eigenversuch noch so alles bringt. Ich hoffe ja, dass sämtliche Eigenschaften, welche in der volksmedizinischen Tradition den Johannisbeerblättern zugeschrieben werden, auch im Hydrolat ihre Spuren hinterlassen. Der alkoholische Extrakt aus den Beeren findet übrigens aussschließlich als Riechfläschchen bei besonders hartnäckigen Launeverdrießlichkeiten meinerseits Anwendung. Pures Privatvergnügen. Wenn es was zum Feiern gibt, dann natürlich schon echter Cassis-Likör im Schaumwein, klar. Und vielleicht noch eine Folge von der sagenhaften Serie „Kir royal“ mit Franz-Xaver Kroetz, Senta Berger etc.

So gut kann kraftvolle Medizin riechen und schmecken! Das ätherische Öl aus den Samen von elettaria cardamomum gehört zu den besonders mächtigen Antiseptika der Aromatherapie und ist trotzdem in allen gängigen Anwendungsformen sehr gut verträglich. Jede Erkältungsmischung wird nicht nur in der Wirkung sondern auch im Duft enorm aufgewertet mit diesem köstlichen Öl und der Patient riecht nicht schon von Weitem krank sondern ganz verführerisch – und erst aus der Nähe, mhhhh schnurr! Kardamom entkrampft, entschleimt, beruhigt, hemmt Entzündungen, pflegt, macht schön und gelassen. Das hört sich ja wieder an wie unseriöse Versprechungen von Doktor Scharlatan und Professor Marktgeschrei! Ein „Problem“, das uns bei vielen ätherischen Ölen begegnet: Die schier unglaublich vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Wer nicht hören will, muss riechen und nicht mal unbedingt dran glauben. Die Wirkung stellt sich auch ohne Placeboeffekt ein: Das ist Aromatherapie, wie ich sie liebe! Es gibt für nahezu jedes Öl Alternativen, was uns in die glückliche Lage versetzt, nur ein paar wenige verschiedene Öle haben zu müssen und damit ganz viel abzudecken: Eine Strategie, die sich vor allem für Aromaneulinge empfiehlt. Wer schon länger mit ätherischen Ölen arbeitet, tut gut daran, Einzelöle trotz breitem Wirkungsspektrum nicht überzustrapazieren, sondern auszuprobieren, welches für die individuellen Vorlieben in welchem Einsatzbereich am effektivsten verwendet werden kann. Im Falle von Cardamom ist der Anwendungsschwerpunkt für mich eindeutig der kulinarische. Sensationell ist die Kombination Schoko-Kaffee-Milch-Kardamom: Schokopudding (meinetwegen auch mousse au chocolat) mit einem Tröpfchen Kardamomöl, zwei Tr. Orange und einem Schuss Espresso, da regt sich keiner mehr übers Wetter auf! Als Ergänzung zum ätherischen Kardamom ist Orange und Vanille für Süßes und Lorbeer oder Thymian linalool für Pikantes zu empfehlen. Und wen der aromatherapeutische Experimentierteufel reitet, der probiert mal eine heiße Schokolade mit einem Hauch Osmanthus (miniminiwenig oder ein Tröpfchen aus Osmanthus 5% von Farfalla) plus Kardamom: Bitte beim Kosten Türen und Fenster geschlossen halten, das Jauchzen könnte Schaulustige in Scharen anlocken! Jetzt aber mal Ekstase beiseite, wir sind ja hier ein seriöser Blog für die ganze Familie: Auch wenn der Genuss im Vordergrund steht, werden natürlich die ganzen therapeutischen Fliegen mit derselben Klappe geschlagen.

Aus dem einstmals aufgeklärten selbstbestimmten homo sapiens ist in einer Phase der Degeneration durch materiellen Überfluss der homo consumens entstanden. Der tägliche Überlebenskampf gehört für diese Spezies, die vor allem die westlichen Industrienationen bevölkert, nur noch indirekt auf die Tagesordnung. Die Hauptaufgabe der Vertreter dieser immer größer werdenden Gattung ist das Konsumieren und sich dabei an der Nase herumführen lassen. Interessanterweise ist gerade der Geruchssinn aber am weitesten davon entfernt sich austricksen zu lassen: Man kann sich einen Gestank nicht „schön“ riechen, sich auch durch gekonnte Suggestion nicht einbilden, etwas rieche doch gar nicht soooo schlimm. Nein: Wenn mir etwas stinkt, dann helfen keine Argumente: Die Nase ist eigentlich unbestechlich. Unangenehme Gerüche gehören somit zum lästigsten, was einem Menschen passieren kann, weil er nicht einfach wegriechen kann. Damit sich Mensch nun in der schönen Konsumwelt wohl fühlen kann, muss es da „gut“ riechen und zwar möglichst für alle. Das Tilgen schlechter Gerüche und Ersetzen durch bessere war für die Menschheit immer schon erstrebenswert. Bis Anfang des letzten Jahrhunderts bediente sich man dabei der Wohlgerüche, welche in der Natur vorzufinden waren. Die Parfümeurskunst beschränkte sich nicht nur auf das Komponieren verschiedener Duftnoten, sie schloss auch die Gewinnung der Düfte aus Pflanzen mit ein. Erst mit der Entwicklung synthetisch herstellbarer Düfte fing dieSinnestäuschung an. Inzwischen ist der Mensch in der Lage so ziemlich alles umzubeduften und damit seinen von Natur aus untrüglichsten Sinn zu hintergehen. Körpergerüche werden längst über das hygienisch notwendige Maß hinaus verfremdet und unterdrückt. Welche Auswirkungen das für unser Zusammenleben hat, lässt sich nur erahnen: Schon im Neugeborenenalter werden die natürlichen Gerüche von synthetischen überdeckt. Dabei weiß man längst, wie wichtig für die Bindung zwischen Mutter und Kind das gegenseitige Beschnuppern ist. Was aber, wenn ich am Kopf meines Babys denselben Duft wahrnehme, wie er dem Kinderwagen der Nachbarin entströmt, weil sie dieselben Pflegetücher und dasselbe Waschmittel verwendet? Wäre eine interessante Studie: Bindungsstörungen zwischen Mutter und Säugling im Zusammenhang mit synthetischen Duftstoffen. Eine Hebamme hat mir erzählt, dass die Phänomene Schreibaby und Wochenbettdepression nur in den Industrieländern vorkommen. Könnte da nicht die olfaktorische Verwirrung des Mutterinstinkts zumindest teilweise eine Erklärung liefern?
Die bunte Warenwelt drängt sich uns durch vermeintliche Wohlgerüche auf: Wir sollen kaufen und nicht riechen, was Sache ist! Wir glauben Zitronen und Orangen zu riechen, dabei sind es bestenfalls fraktionierte Bestandteile aus ihren Ölen. Erdbeere und Apfel im Shampoo? Falscher Alarm für die Sinne! Es gibt nichts, was nicht umsatzsteigernd beduftet wird – in den seltensten Fällen allerdings sind dabei Düfte natürlichen Ursprungs im Spiel. Vielmehr werden unsere Riechgewohnheiten durch synthetische Duftstoffe verbogen. Allerdings sind die Riechnervenzellen erfreulich flexibel und erneuerbar: Es ist durchaus möglich sich von künstlichem Weichspülfrüchteteefeuchttücherparfum wieder zu entwöhnen: Das sollte sich jeder, der seinem Instinkt trauen können möchte, tun!

Zur Entwöhnung von synthetischen Düften empfehle ich eine ganz einfache Riecherfahrung: Wie riecht ein Tröpfchen zwar verdünntes aber echtes Lavendelöl auf meiner eigenen Haut, wie auf der meines Mannes, meiner Kinder, meiner besten Freundin? Noch verblüffender ist diese Erfahrung mit Rosenöl. Die Wandlungsfähigkeit natürlicher Düfte in Abhängigkeit von ihrem Träger lässt sich auf alle naturreinen Duftstoffe übertragen. Die Gegenprobe liefert konventionelle Seife mit möglichst aufdringlichem Parfum: Es werden bei den Probanden kaum Unterschiede im Duft festzustellen sein!

Ein Bild von einem Mann! Der heilige Josef hat mir als Kind schon imponiert, wie der zu seiner Maria hält und in aller Zurückhaltung der Beschützer für das Jesuskind ist. Er vereint mütterliche und väterliche Eigenschaften in einer Person und passt eigentlich gar nicht in eine patriarchalische Gesellschaft: Herzensgüte, Fleiß, Fürsorge und Stärke. Passt auch nicht in unsere Zeit. Schade, mit Josefs Uneigennutz wäre sowas wie die Wirtschaftskrise möglicherweise gar nicht passiert. Warum gelten unseren Kindern nicht solche Männer als Vorbilder? Wer es nicht ganz so katholisch mag, kann seinen Jungs ja von Gandhi erzählen oder von Dietrich Bonhoeffer oderoderoder! Die ganze Gesellschaft definiert Männlichkeit! Warum wird bereits im Kindergartenalter männliche Stärke mit Piratentum gleichgesetzt? Weil die Accessoires sich ganz gut verkaufen! Die Materialschlacht im Kinderzimmer, das Säbelrasseln an Kindergeburtstagen prägen unsere kleinen Männer in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Fatale Handlungsimpulse für kraftstrotzende junge Menschen…

Die weiße Lilie, auch Madonnenlilie genannt, ist das Erkennungszeichen für den Heiligen Josef, wenn er mal solo dargestellt ist.

Mein Vorschlag zu einer Josefimeditation: Massage für kleine Helden (eignet sich auch für größere Helden, die im Alltag ihren Mann stehen müssen) Vielleicht mag ja der Papa den Filius massieren?

Auf 20ml fettes Öl
je 1Tr. Atlaszeder, Wacholderbeere, Koriander und Rose (extrahiert): Vermittelt Stärke, Selbstvertrauen und Schutz. Eignet sich hervorragend für Schulter-Nackenmassagen bei unverhältnismäßigem Leistungsdruck.

… große Wirkung!
Gestern hat mir eine sehr liebe Kundin ein Glas selbstgemachte Erdbeermarmelade mitgebracht: Sie war sich nicht sicher, ob sie genießbar ist. Beim Kochen war ihr ein Missgeschick unterlaufen: Sie hatte statt Vanille das ebenfalls neben dem Herd stehende Lavendelöl erwischt und davon ein paar wenige Tröpfchen in den Marmeladentopf geträufelt. Als ihr Geruchssinn den Irrtum meldete, war es bereits zu spät. Und ich muss sagen: zum Glück! Die Marmelade schmeckt nicht nach Lavendel sondern intensiv nach Erdbeere mit ganz apart würzig-herber Note, die zumindest von mir nicht als lavendlig eingestuft würde. Vielmehr rundet der Hauch Lavendel eine sehr charakteristische der vielen Nuancen des Erdbeeraromas elegant ab und verleiht der Marmelade aus Tiefkühlfrüchten sommerlich aromatische Wärme. Vielen Dank für dieses sinnliche Erdbeererlebnis im März, liebe Frau B.! Diese Verwechslungskreationen führen oft zu ganz erstaunlichen Ergebnissen und sind eigentlich nicht gefährlich höchstens mal geschmacklich intolerabel, wenn wir uns tropfenmäßig im küchenüblichen 1-3 Bereich bewegen.
Noch ein Wort (angeregt durch die zahllosen Nachfragen zum letzten Post 😉 ) zum „Vanille-Öl“: Die Essenz aus den getrockneten und fermentierten Vanilleschoten der Vanilla planifolia, einer Orchideenart, kann nicht mit Wasserdampf destilliert sondern nur mit Alkohol (Ethanol) extrahiert werden. Der Alkoholgehalt im Endprodukt bestimmt die Intensität und auch die Konsistenz: Je mehr Alkohol, desto dünnflüssiger ist das „Vanille-Öl“ und desto mehr braucht man auch. Vanille selber schmeckt übrigens eigentlich nicht süß, das macht erst der Zucker, der zu vanilligen Speisen verwendet wird. In Frankreich kann man sirupartiges Vanillebackaroma kaufen: das ist der Alkoholextrakt mit Zucker, schmeckt natürlich süß.
Schöne Fotos der Vanilla planifolia hat Waltraud gemacht:http://pflanzenduft-und-duftpflanzen.blogspot.com/2009/03/orchideenausstellung-teil-2.html
Und bei Eliane Zimmermann findet man noch viel mehr Infos zur Vanille und auch ein Rezept, wie man sich Vanilleöl selber machen kann aus Vanilleschoten: http://aroma-therapie.blogspot.com/2009/02/schnell-schnell.htmlUnd noch eine kleine Preisfrage zum Schluss: Warum gehört Lavendelöl auch neben den Herd? Wer mir heute noch antwortet, bekommt eine Stulle mit der köstlichen Marmelade und einen Capuccino dazu – wenn das Wetter so bleibt sogar im sonnigen Innenhof der Praxis. Morgen ist es zu spät, da haben meine Schleckermäulchen hier wahrscheinlich schon alles weggeschleckt!

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn…

… es ihm an Eierkuchen fehlt! Daher hier mein Rezept für meinen vielgelobten und weithin berühmten Biskuit, der als Grundlage für Obstkuchen oder opulente Torten gleichermaßen dienen kann:

Menge reicht aus für eine 28er Springform

8 Eier (ich sagte ja EIERkuchen), bitteschön aber glückliche, sonst ist das mit dem Frieden auch hinfällig!

Pro Ei je 25g Zucker und 25g Mehl (also achtmalfünfundzwanzig = 200 Gramm)

1 EL Orangenblütenwasser

paar Tröpfchen Vanille, paar Tröpfchen Zedrat, Priserl Salz

Zubereitung:
Zuerst Eier und Zucker zusammen in die Rührschüssel und mindestens zehn Minuten schaumig rühren. In der Zwischenzeit aufräumen, Klavier oder Urschrei üben oder andere Zehnminüter, die sonst nie erledigt werden, weil man nicht ahnt, wie lang zehn Minuten sein können. Achja: Backofen auch schonmal einheizen, so ca 200° C.

Danach das Mehl und Geschmackszutaten vorsichtig unterheben, damit der Flaumschaum nicht zusammenschlufft. Springform auf dem Boden entweder fetten oder mit Backpapier auslegen, den Rand nicht fetten, sonst geht der Biskuit im Leben nicht auf, nichtmal an Vollmond. Ungefähr 35 Minuten backen.

Für eine Biskuitrolle nehme ich 5 Eier, backe den Teig auf dem Blech höchstens zehn Minuten bei 220°C, danach sofort mit einem bezuckerten Geschirrtuch aufrollen. Nach dem Erkalten mit Marmelade oder Sahne oderwasauchimmer füllen.

Eigentlich bin ich absichtlich so unpräzise geblieben bei der Mengenangabe der ätherischen Öle, weil ich listig auf eine unglaubliche Kommentar- und Hilfeschreiflut gehofft habe. Unlauteres Ansinnen! Also Vanille: kommt auf die Firma drauf an, weil das Extrakt in seiner Intensität sehr unterschiedlich sein kann. Bei mir steht gerade eine Farfalla-Vanille in der Küche, da müssen es schon so um die fünf Tropfen sein. Von der Zedratzitrone verträgt es auch zwei-drei Tropfen. Jetzt ziehe ich das Genick ein und hoffe, dass ich nicht ab sofort als unseriöse Aromatussi geächtet werde, wegen meiner Pimaldaumendosiererei. Grundsätzlich gilt eigentlich: immer erst mal einen Tropfen, probieren, schmecken, nachtropfen usw. Wenn bei der Prozedur irgendwann das Zedratfläschchen leer ist, sollte man sich Gedanken über die eigenen Geschmacksknospen machen. Die Teigschüssel wird dabei auch immer leerer? Vielleicht findet sich ja noch eine kleinerer Springform…

Beliebte Vortragsthemen von Aromula:

  • Leben geht durch die Nase – Einführung in die Aromatherapie.
  • Berührungspunkte – über die heilende Wirkung von Massagen.
  • Teufelskreis Atemwegsinfekte.
  • Notfall- und Reiseapotheke mit ätherischen Ölen.
  • Wer heilt, hat Recht, oder? Ein Abend über das Geschäft mit der Gesundheit.

…und was sonst noch so gewünscht wird rund um das Thema Aromatherapie und meine bekannten Steckenpferdchen aus der Pädagogik, dem Bildungswesen und der Gesellschaft.

Vorträge/Workshops in meiner Praxis kommen ab mindestens fünf und bis höchstens zwölf InteressentInnen zustande. Wie immer sind alle Vorträge auch exportierbar: Ich komme (fast) überall hin, die Höchstteilnehmerzahl richtet sich dann nach den räumlichen Gegebenheiten.

Im Impressum findet sich meine Mailadresse für konkrete Nachfragen und Absprachen!

So jubelte mein Fünfjähriger, als er sich jüngst eine kleine Schnupperstunde an meiner Riechbar genehmigte (Kleines Rätsel am Rande: was heißt eigentlich KiSi-Verschluss???). Er findet die erstaunlichsten Assoziationen zu allen möglichen Ölen. Ich war gespannt, welches nun seine Begeisterung zu diesem interessanten Spontanvergleich animierte. Das Geniale bei Fünfjährigen ist, dass sie schon auf eine gewisse Riecherfahrung zugreifen aber noch nicht lesen können. Suggestion durch Ölenamen ist also ausgeschlossen. Auch in diesem Falle hätte der Name des Öls die Unvoreingenommenheit mit ziemlicher Sicherheit zerstört und ein freiwilliges Riechen möglicherweise verhindert. Mein Strahlemann hielt ein Fläschchen Eukalyputs-Öl in seinen Händen! JAUUUUL! Eukalyptus ist doch gar nichts für unter Sechsjährige! Nur die Ruhe: Er hatte sich nicht am „Pipi-Eukalyptus“ (Fünfjährigen-Latein für eucalyptus globulus) vergriffen. Es gibt an die 800 verschiedene Eukalyptusarten, davon werden immerhin fast zehn ätherische Öle destilliert und ich frage mich immer wieder, warum ausgerechnet der mit dem mäßigsten Duft (Erwachsenenbeschönigung für Gestank) so populär ist. Dieser „Duft“ schadet dem Ansehen der Aromatherapie weit mehr als aroma-unkundige Gesundheitsberufe, die Eukalyptus(globulus)pärparate für Kleinkinder empfehlen. Für viele Menschen ist Aromatherapie deswegen leider gleichgesetzt mit der inhalativen und perkutanen Anwendung von Eukalyptus globulus…
Aber zurück zum Zitronenkakaoduft. Es handelt sich um Eukalyptus staigeriana, der Eukalyputs mit Schokoladenseite! Sanft, blumig und mild, fruchitg zitronig und hat tatsächlich noch etwas Schokoladigsüßes im Bukett. Der Facettenreichtum des Duftes ist dirket übertragbar auf sein breites Einsatzgebiet, ohne hier in Tausendsassa-Gedöns zu verfallen: Der Staigeriana macht depressive Erwachsene und ängstliche, nervöse Kinder gleichermaßen froh, lindert Schmerzen in Muskeln und Gelenken und verschafft Erleichterung bei Bronchialinfekten. In „Keine-Panik-Mischungen“ ergänzt oder ersetzt er meiner Erfahrung nach die Mandarine, die auch nicht jeder riechen kann. Meine Lieblingskombiantion ist Staigeriana mit Koriander. Er will übrigens sorgfältig verdünnt werden, dieser liebliche Eukalyptus, sonst wird man ihn schnell über: Zu viel Süßes ist ungesund und macht aggressiv. Ansonsten ist er bestens für den Laienanwender geeignet: Reizarm und kinderfreundlich. Duftakzeptanz vorausgesetzt.Wie der hübsche rosablühende Eukalyptusvertreter auf dem Foto heißt, den ich vor vier Jahren im Wiener botanischen Garten fotografiert habe, kann ich nicht sagen, die genaue Bezeichnung stand leider nicht auf dem Schildchen. Vielleicht kennt ihn ja jemand von Euch.

Zeigt Heines Grabmal in Paris, Friedhof Monmartre, nicht Père Lachaise wie die anderen Berühmtheiten. 

… sag ich lass sie grüßen!“ Heinrich Heine hat diesen zu Herzen gehenden Satz auf seinem Krankenlager in Paris (vielleicht zu seiner Mathilde) gesagt. Die letzten acht Jahre seines Lebens verbrachte er gelähmt in seiner „Matratzengruft“, bei klarem Verstand und ungebrochener Schaffenskraft. Sein Heimweh nach der Natur, nach dem Anblick von frischem Grün hat er immer wieder zum Ausdruck gebracht. 

Hier sieht man meine Engelchen, die sich über eine Nostalgierose freuen

Nicht alle Bettlägerigen sind in der Lage ihre Sehnsucht nach dem Leben so poetisch in Worte zu fassen. Umso wichtiger ist es, Schwerkranke mit dem Lebendigen zu berühren. Rosenduft gehört zu den großen Seelentröstern. Aber auch Lavendel, Mandarine, Neroli und Bergamotte eignen sich gut zur Begleitung am Krankenlager. Am besten passen positiv belegte Düfte aus glücklichen Tagen. Bei der Beduftung von Krankenzimmern ist noch mehr als sonst auf sorgfältige Dosierung zu achten: erstmal ein Tröpfchen auf ein Tuch geben und in einiger Entfernung wirken lassen. Oft verwandelt nämlich schon dieser eine Tropfen die gesamte Atmosphäre und zaubert nicht nur beim Kranken sondern bei allen, die ein- und ausgehen eine entspanntere Miene. Ein Kriterium für die Wahl der Raumbeduftung in Krankenzimmern ist auch, dass man als Angehöriger mit einer sehr intensiven Verknüpfung dieses Duftes mit der Situation rechnen muss. Meine Erfahrungen im klinischen Bereich sind sehr dürftig. Von einer Krankenschwester weiß ich aber, dass der Duft von Lavendel, wenn er immer in diesen extremen Grenzsituationen gerochen wird, zu Einsätzen im privaten Bereich eigentlich nicht mehr in Frage kommt. Duftassoziationen haben eine große Macht über uns!

Ach, ich wusste gar nicht, dass man OHNE ätherische Öle kochen kann! Das dürfte eigentlich kaum möglich sein. Ätherische Öle kommen nämlich in allen Gewürzen – außer Salz und Zucker – vor, aber auch in Obst- und Gemüse bestimmen sie häufig den Geschmack. Wir kochen, backen, essen also sozusagen immer mit ätherischen Ölen. Die Fläschchen in der Aromapraxis enthalten allerdings nur ätherische Öle, also zu 100%. In den Pflanzen kommen sie in einer Konzentration von höchstens 3% vor. Das heißt: Wenn ich in der Küche damit arbeite, muss ich sehr vorsichtig dosieren. Faustregeln gibt es da eigentlich keine außer: Erstmal mit einem Tropfen ausprobieren, nachölen geht immer. Die Zitrusöle sind ein prima Einstieg in die Aromaküche: Einfach die konventionellen Backaromen ersetzen! Wer einmal einen Käsekuchen mit Bergamotteöl gegessen hat, wird nie wieder anders aromatisieren! Man hangelt sich am besten dann über Vanille und Lemongrass weiter in die pikante Richtung: Koriander, Kardamom, Majoran, Lorbeer.

Rezepte
Asiatisches Würzöl:
Auf 100ml Sesamöl mit je 2 Tropfen ätherischem Öl aus Koriandersamen und Lemongrass. Diese Mischung eignet sich hervorragend für Wok- und Reisgerichte. Erst nach dem Garen über die fertige Speise träufeln. Mit diesem Öl kann man das in vielen asiatischen Rezepten aufgeführte Lemongrass hervorragend ersetzen, wenn der nächste Asialaden zu weit weg ist!

Mediterranes Würzöl:
Auf 100ml Olivenöl mit 1Tropfen ätherischem Lorbeeröl, 3 Tropfen Thymian linalool, 3Tropfen Zitrone. Veredelt Tomatensoßen, wenn die Frischkräutersaison noch weit ist und selbst im Bioladen das Basilikum gespenstisch aussieht.

Der Trick mit dem Würzöl hat den Vorteil, dass die ätherischen Öle darin schon wesentlich weniger intensiv sind und ein kleiner Ausrutscher nicht gleich das ganze Gericht ruiniert. Meiner Erfahrung nach sollte man in der Küche nicht zu viele ätherische Öle gleichzeitig verwenden, außerdem sollten sie den Geschmack nicht dominieren. Gekonnt eingestzt wirken sie geschmacksintensivierend und verleihen den Gerichten eine raffinierte Note, fügen sich in die Geschmacksnuancen der Speise harmonisch ein. Beispielsweise Quark und alle damit zubereiteeten Speisen schmecken einfach quarkiger mit einem Hauch Bergamotte. Oder Schokopudding mit ein paar Molekülen Spearmint (mentha spicata, die Kaugummiminze): Mit der Stecknadel in den Tropfer des Fläschchens tauchen, dann die Stecknadel durch den Kakao äh Pudding ziehen, mmmmmmhjam! Und ach ja: Rosenkohl mit Limettenöl abschmecken, da dürfen es schon zweidrei Tröpchen auf einen Topf sein.