Bei aller gebotener Nadelgehölzverdampfung zur Infektvorbeugung und zitrusfrischer möglichst 1,8cineoliger Vernunftbeduftung in Zeiten erhöhten Krankheitserregeraufkommens wird der Duftgenuss zur Kopfsache. Hey, nix gegen Cajeput, Ravensara, Weißtanne und Zitrone – was wär ich ohne sie! Aber es fehlt die Mitte:  Braucht doch die Seele gerade zur Stärkung des Immunsystems Düfte mit Herz und Körper. (Lassen wir das mit den Sesquiterpenen, da wisst Ihr ja alle bescheid, dass ohne die gar nichts läuft in Sachen Abwehr) Her mit den erdigen, schweren und den blumig zärtlichen, damit das Ganze Hand und Fuß bekommt! Keine Sorge, auch wenn der Blutdruck in der Rekonvaleszenz noch ein bisschen flau ist, wird Euch ein Tröpfchen Ylang Ylang nicht gleich niederstrecken. Neroli, alte ewig kindliche Spielkameradin, mal mir einen Schnörkel in die Erkältungsmischung und der Salbei verliert seine klinische Strenge. Der alte Medizinmann und Überlebensstratege hakt sich gerne beim Ingwer unter. Beide geben zusammen mit den genannten Blüten ihr Bestes, wärmen Körper und Seele und ganz nebenbei entrümplen sie die gegen Ende des Winters arg strapazierten Schleimhäute. Und für den Kuschelfaktor sorgt mal wieder die Narde. Selber schuld, wer immer noch kein Sesamöl im Haus hat, das ist für diese Kombination die einzig wahre Basis. Ja gut, bisschen Jojoba noch rein. Jetzt bitte, fragt mich nicht nach dem Rezept. Da muss schon eine gewisse kreative Eigenverantwortung her, sonst kann ich Euch auch nicht helfen. Der Weg zur individuellen Rezeptur ist ein Etappenziel! Nur soviel: Orange bringt dieser Mischung gerade soviel Schwung, dass der Kreislauf gut mitkommt.

Davon kann man  nach über sechs Jahrhunderten getrost ausgehen. So lange sitzen diese Geistervertreiber schon am Fuße der Kathedrale im burgundischen Sens. Eigentlich sollten sie mit ihren Kollegen an vielen anderen gotischen Kirchen böse Geister am Eindringen ins Kircheninnere hindern. Vergebliche Müh, das lehrt uns die Kirchengeschichte. Irgendwie scheint der mittlere Kamerad das auch resignierend zur Kenntnis zu nehmen…
Soweit der kunsthistorische beinahe schon religionskritische Ausblick, wenden wir uns Themen zu, von denen ich etwas verstehe. Und dazu gehört beispielsweise Niaouliöl – meine Lieblingsvokalanhäufung in der Aromatherapie. Nicht nur wegen der klanglichen Eigentümlichkeit greife ich gerne zu dem Fläschchen. Melaleuca quinquenervia viridiflora, kurz MQV, in der Heimat der drei steinernen Gesellen nennt man es Goménol,Teebaumverwandtschaft, findet in der Aromapraxis Verwendung als Schutz für Haut und Schleimhaut vor allen möglichen bösen Geistern schädlichen Umwelteinflüssen. Bakterien, die über die Schleimhäute eindringen wollen, Strahlen, welche die Epidermis bedrohen, Pilze im Urogenitalbereich: Niaouli stoppt sie mit großer Macht. Selbst hartnäckige und chronische Atemwegsinfekte vergehen bei regelmäßiger Inhalation mit Niaouli. Dabei muss es nicht mal die Zähne blecken. Zu Haut und Schleimhaut ist es bei der beeindruckenden Wirkung erstaunlich mild. Übrigens ganz ohne Geisterzauber aber dafür mit machtvollen Alkoholen. Prosit Neujahr! Ich rede nicht von Flaschengärung sondern von Monoterpenolen und Sesquiterpenolen, weil’s so vertrauensbildend ist. Allen Pollenallergikern erweist dieses Geschenk der Natur gute Dienste, vor allem, wenn sie jetzt schon anfangen, sich regelmäßig mit Niaouli zu pflegen (inhalieren, in Massagemischungen, Aromadusche). Die Liste der Wohltaten ist noch lang. Mit tiefer Überzeugung kann ich aber den Einsatzbereich Küche für dieses Allroundtalent ausschließen. Interessierten empfehle ich einen Blick in die Fachliteratur. Ausnahmslos allen rate ich zum Kauf eines Fläschchens Niaouli, damit das neue Jahr gut werden kann. Prosit heißt übrigens: Es nütze!

Teil des Erntedankaltars in der Maria Kilian Kirche Mühlhausen

Goldener Oktober – die Floskel muss ich loswerden – segnet uns mit Farbenpracht und Fruchtfülle. Zeit für Familien- und Jahrgangstreffen, Besinnung auf die eigene Herkunft, während die Natur die Säfte in den Wurzeln konzentriert. Begegnungen in buntem Übermaß und mit der eigenen Vergänglichkeit versorgen die Seele mit der richtigen Mischung aus bitter und süß. Damit wir auch für die bereits angebrochene Infektsaison vorbereitet sind, greifen wir in der Aromatherapie zu stabilisierenden Wurzelölen und runden deren Herbheit mit der fruchtigen Süße von Zitrusfruchtaromen und der Lieblichkeit von kostbaren Blütenölen ab. Meine Favoriten dieser Tage sind Angelikawurzelöl, Vetiver, Grapefruit und die destillierte Damaszenerrose. Am besten in einen Balsam eingearbeitet und auf den Solarplexus gestreichelt oder aufs Kreuzbein. Ganz schön wertvoll, passend zum goldenen Oktober eben. Das Immunsystem  der ganzen Familie wird es danken – Gesundheit ist schließlich nicht in Gold oder sonstwelchen materiellen Werten aufzurechnen.

…bei der erfolgreichen Behandlung der Mandelinfektion ist die Weihrauchgeschichte natürlich nicht. Der Patient kam nämlich an den ersten beiden Tagen auch noch in den stündlichen Genuss einer ebenso schmackhaften wie wirkungsvollen inneren Anwendung:
2TL Honig werden mit je einem Tropfen Bergamotte und Thymian thujanol – THUJANOL, dieser seltene wundervoll duftende Chemotyp, der meines Wissens nur in einem äußerst begrenzten Anbaugebiet in Südwestfrankreich vorkommt. Geht natürlich auch mit Thymian linalool aber die durchschlagende Wirkung, wie ich sie kenne und schätze hat nur der o.g.
gut verrührt und mit sehr warmem aber nicht heißem Wasser ca. 0,2 l aufgefüllt und ausgetrunken. Schmeckt und hilft! Warum das so ist, schreibe ich vielleicht die Tage noch auf, wenn die vielen Stummen Genießer dieses Blogs anständig darum bitten 🙂

Und das gibts Neues in der Werkstatt: Termine

Blühender hyssopus officinalis, im Hintergrund Blätter von monarda didyma – Archivfoto von vor drei Jahren

Ob der in der Bibel mehrmals erwähnte Ysop oder Isop (in der Lutherbibel) wirklich Hyssopus officinalis war, wird von einigen Botanikern stark in Zweifel gezogen. Es sprechen einige Argumente eher für eine Origanum-Art. In Palästina gehört der echte Ysop nämlich gar nicht zur einheimischen Vegetation. Hyssopus officinalis stammt zumindest aus dem Mittelmeerraum und kam über die Klostermedizin in unsere Gärten. Er gehört zu den traditionellen Bitterkräutern und ist Bestandteil vieler geheimer Tinkturen und Liköre, denen Allheilkraft nachgesagt wird. Eine reinigende Frühjahrskur kann durchaus sinnvoll mit Ysop unterstützt werden. Das frische Kraut passt hervorragend als Würze zum Karfreitagsfisch. Ätherisches Ysop-Öl ist eher mit Vorsicht zu genießen, wiewohl es natürlich einige positive Eigenschaften besitzt. Es empfiehlt sich die Verwendung des ätherischen Öls aus dem kriechenden Ysop – hyssopus officinalis var. decumbens, da es in der Wirkung dem aufrechten Bruder in nichts nachsteht, alledings keine toxischen Monoterpenketone enthält. Hauptanwendungsgebiet für Ysop-Öl sind die Atmewege. Schleimlösend und auswurffördernd befreit es die Bronchien gerade nach einer sehr langen Erkältungssaison, stählt die Schleimhäute und ist dabei hautfreundlich und krampflösend. Auf der geistig-emotionalen Ebene vermag der herbweichwürzige Duft ähnliche Reinigung: Er macht wach und aufmerksam, besänftigt alltagshektische Nervosität. Mischungsexperimente lohnen sich vor allem, wenn man den Zitrusreflex zur Verschönerung einmal unterdrückt und die herbe Seite des Ysops mit ähnlichen Ölen herausarbeitet: Schöne Kombinationen ergeben sich mit Zeder, Salbei, Rosmarin, Wacholder oder Myrte.

Entsündige mich mit Ysop,
dass ich rein werde. (Psalm 51,9)

So gut kann kraftvolle Medizin riechen und schmecken! Das ätherische Öl aus den Samen von elettaria cardamomum gehört zu den besonders mächtigen Antiseptika der Aromatherapie und ist trotzdem in allen gängigen Anwendungsformen sehr gut verträglich. Jede Erkältungsmischung wird nicht nur in der Wirkung sondern auch im Duft enorm aufgewertet mit diesem köstlichen Öl und der Patient riecht nicht schon von Weitem krank sondern ganz verführerisch – und erst aus der Nähe, mhhhh schnurr! Kardamom entkrampft, entschleimt, beruhigt, hemmt Entzündungen, pflegt, macht schön und gelassen. Das hört sich ja wieder an wie unseriöse Versprechungen von Doktor Scharlatan und Professor Marktgeschrei! Ein „Problem“, das uns bei vielen ätherischen Ölen begegnet: Die schier unglaublich vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Wer nicht hören will, muss riechen und nicht mal unbedingt dran glauben. Die Wirkung stellt sich auch ohne Placeboeffekt ein: Das ist Aromatherapie, wie ich sie liebe! Es gibt für nahezu jedes Öl Alternativen, was uns in die glückliche Lage versetzt, nur ein paar wenige verschiedene Öle haben zu müssen und damit ganz viel abzudecken: Eine Strategie, die sich vor allem für Aromaneulinge empfiehlt. Wer schon länger mit ätherischen Ölen arbeitet, tut gut daran, Einzelöle trotz breitem Wirkungsspektrum nicht überzustrapazieren, sondern auszuprobieren, welches für die individuellen Vorlieben in welchem Einsatzbereich am effektivsten verwendet werden kann. Im Falle von Cardamom ist der Anwendungsschwerpunkt für mich eindeutig der kulinarische. Sensationell ist die Kombination Schoko-Kaffee-Milch-Kardamom: Schokopudding (meinetwegen auch mousse au chocolat) mit einem Tröpfchen Kardamomöl, zwei Tr. Orange und einem Schuss Espresso, da regt sich keiner mehr übers Wetter auf! Als Ergänzung zum ätherischen Kardamom ist Orange und Vanille für Süßes und Lorbeer oder Thymian linalool für Pikantes zu empfehlen. Und wen der aromatherapeutische Experimentierteufel reitet, der probiert mal eine heiße Schokolade mit einem Hauch Osmanthus (miniminiwenig oder ein Tröpfchen aus Osmanthus 5% von Farfalla) plus Kardamom: Bitte beim Kosten Türen und Fenster geschlossen halten, das Jauchzen könnte Schaulustige in Scharen anlocken! Jetzt aber mal Ekstase beiseite, wir sind ja hier ein seriöser Blog für die ganze Familie: Auch wenn der Genuss im Vordergrund steht, werden natürlich die ganzen therapeutischen Fliegen mit derselben Klappe geschlagen.

So jubelte mein Fünfjähriger, als er sich jüngst eine kleine Schnupperstunde an meiner Riechbar genehmigte (Kleines Rätsel am Rande: was heißt eigentlich KiSi-Verschluss???). Er findet die erstaunlichsten Assoziationen zu allen möglichen Ölen. Ich war gespannt, welches nun seine Begeisterung zu diesem interessanten Spontanvergleich animierte. Das Geniale bei Fünfjährigen ist, dass sie schon auf eine gewisse Riecherfahrung zugreifen aber noch nicht lesen können. Suggestion durch Ölenamen ist also ausgeschlossen. Auch in diesem Falle hätte der Name des Öls die Unvoreingenommenheit mit ziemlicher Sicherheit zerstört und ein freiwilliges Riechen möglicherweise verhindert. Mein Strahlemann hielt ein Fläschchen Eukalyputs-Öl in seinen Händen! JAUUUUL! Eukalyptus ist doch gar nichts für unter Sechsjährige! Nur die Ruhe: Er hatte sich nicht am „Pipi-Eukalyptus“ (Fünfjährigen-Latein für eucalyptus globulus) vergriffen. Es gibt an die 800 verschiedene Eukalyptusarten, davon werden immerhin fast zehn ätherische Öle destilliert und ich frage mich immer wieder, warum ausgerechnet der mit dem mäßigsten Duft (Erwachsenenbeschönigung für Gestank) so populär ist. Dieser „Duft“ schadet dem Ansehen der Aromatherapie weit mehr als aroma-unkundige Gesundheitsberufe, die Eukalyptus(globulus)pärparate für Kleinkinder empfehlen. Für viele Menschen ist Aromatherapie deswegen leider gleichgesetzt mit der inhalativen und perkutanen Anwendung von Eukalyptus globulus…
Aber zurück zum Zitronenkakaoduft. Es handelt sich um Eukalyptus staigeriana, der Eukalyputs mit Schokoladenseite! Sanft, blumig und mild, fruchitg zitronig und hat tatsächlich noch etwas Schokoladigsüßes im Bukett. Der Facettenreichtum des Duftes ist dirket übertragbar auf sein breites Einsatzgebiet, ohne hier in Tausendsassa-Gedöns zu verfallen: Der Staigeriana macht depressive Erwachsene und ängstliche, nervöse Kinder gleichermaßen froh, lindert Schmerzen in Muskeln und Gelenken und verschafft Erleichterung bei Bronchialinfekten. In „Keine-Panik-Mischungen“ ergänzt oder ersetzt er meiner Erfahrung nach die Mandarine, die auch nicht jeder riechen kann. Meine Lieblingskombiantion ist Staigeriana mit Koriander. Er will übrigens sorgfältig verdünnt werden, dieser liebliche Eukalyptus, sonst wird man ihn schnell über: Zu viel Süßes ist ungesund und macht aggressiv. Ansonsten ist er bestens für den Laienanwender geeignet: Reizarm und kinderfreundlich. Duftakzeptanz vorausgesetzt.Wie der hübsche rosablühende Eukalyptusvertreter auf dem Foto heißt, den ich vor vier Jahren im Wiener botanischen Garten fotografiert habe, kann ich nicht sagen, die genaue Bezeichnung stand leider nicht auf dem Schildchen. Vielleicht kennt ihn ja jemand von Euch.

So lange schon keine blühenden Rosen mehr gesehen, die Erinnerung daran ist nur noch schwarz/weiß… Zum Glück gibt es für diese Jahreszeit Rosen in Flaschen: Als Hydrolat, das bei uns eigentlich jeden Tag in irgendeiner Form zum Einsatz kommt. Heute als Basis für ein stimmungsaufhellendes Spray im doppelten Wortsinne:

Im Laufe der Erkältungssaison muss unser Hals einiges schlucken: Der Schleim aus den oberen Atemwegen läuft mit allem, was er so an Müll mit sich reißt den Rachen hinunter, in die Stimmritze und so weiter. Dabei werden die Schleimhäute strapaziert, die Stimme leidet, das Gaumensegel ist gereizt. Permanentes Räuspern, Hustensreiz (das typische Kitzeln am Halszäpfchen) und Heiserkeit sind die Folge. Ähemöhöchöchö! Daraus können schnell neue Halsschmerzen entstehen, die Schleimhautoberfläche bietet in ihrem lädierten Zustand den idealen Nährboden. Und es dreht sich das Infektkarussel munter weiter. Was tun? Den Mund halten – das ist für die Glottis (Stimmritze) die beste Medizin. Leider wenig alltagstauglich. Für alle, die nicht drei Tage am Stück schweigen können oder wollen, gibt es mein Hals- und Stimmpflegespray. In der Zusammensetzung variiere ich es je nach individueller Beschwerdelage.

Grundmischung:

3Tr. Weihrauch
2Tr. Zitrone
2Tr. Thymian thujanol (NICHT THYMOL!!!!!!!!!)
auf 30ml (DREISSIG nicht 10!) mit Rosenwasser und/oder Lavendelwasser auffüllen, Spraykopf obendrauf und GUT SCHÜTTELN, da kein Emulgator drin ist, dann tief in den Rachen, am besten bis ans Gaumensegel sprühen, so oft man dran denkt. Immer wieder bewusst eine halbe Stunde gar nichts sagen und vor allem nie flüstern!

Wer oft mit Stimmproblemen zu kämpfen hat, sollte sich bei einer Logopädin Rat holen. Oft genügt es schon, den Atem bewusster einzusetzen. Und alle mal tief in den Unterbauch einatmen! Gerne auch ab und zu bewusst seufzen, das entlastet die Seele und mindert den Kloß im Hals.Und noch eine kleine Meditationsanregung: Welche Redewendungen, Worte in unserer Sprache haben etwas mit Stimme zu tun? Mit dem Sprechen?

Thymus vulgaris, Thymian, der Pflanzenname kommt vom altgriechischen thymos. Das heißt so viel wie Mut, Geist aber auch Rauch und Duft. Mehr Etymologisches und Geschichtliches über dieses und andere Kräuter kann man auf dieser wunderbaren Seite nachlesen: http://www.uni-graz.at/~katzer/germ/Thym_vul.html
Griechische Krieger nahmen vor dem Kampf ein Thymianbad oder legten sich Thymianzweige in ihre Sandalen um ihren Kampfgeist zu stimulieren. Die Zeiten haben sich geändert, die Kampfzonen unserer Tage sehen anders aus aber noch immer leistet der gute alte Thymian Schützenhilfe: So variantenreich die biochemische Zusammensetzung seines ätherischen Öls ist, so zuverlässig wirken alle ätherischen Thymianöle gegen Krankheitskeime. Man spricht bei den Thymianölen von verschiedenen Chemotypen, die jeweils nach dem wichtigsten Hauptinhaltsstoff benannt sind. Um welchen Chemotyp es sich handelt, sollte auf dem Fläschchen stehen, davon hängt nämlich ganz entscheidend die Anwendungsweise ab! Die Thymianfrage ist übrigens ein prima Test, ob man einen wirklichen Aromakundigen oder nur einen Fläschchenverhökerer vor sich hat. Am geläufigsten sind die Chemotypen Thymian linalool und Thymian thymol.

Thymian linalool zeichnet sich durch seine besondere Haut- und Kinderfreundlichkeit aus und fehlt daher in keiner Mischung für Atemwegserkrankungen bei Kindern. Das Abhusten zähen Schleims wird erleichtert, das Immunsystem gestärkt und die keimhemmende Wirkung sorgt dafür, dass keine Sekundärinfektion den geschwächten Organismus heimsucht. Auf der emotionalen Ebene wirkt Thymian linalool stimmungsaufhellend und ermutigend. Für einen schmackhaften Hustensirup nehme ich einen oder zwei Teelöffel Honig, einen Tropfen Thymian linalool (und vergewissere mich, ob auch wirklich linalool auf dem Fläschchen steht!), einen Tropfen Zitrone oder besser noch Zedrat, vermische das unter Rühren mit einer Tasse warmem Wasser und genieße. Das schmeckt auch Kindern wunderbar. Wie bei allen aromatherapeutischen Anwendungen gilt: Regelmäßig anwenden, mäßig dosieren! Also fünfmal am Tag einen Tropfen und auf gar keinen Fall einmal fünf Tropfen! Das macht man freiwillig allerdings sowieso kein zweites Mal…

Thymian thymol ist äußerst scharf und muss sorgfältig verdünnt werden (1 Tropfen auf 10ml fettes Öl reicht!), dafür ist er aber auch sehr stark antibakteriell in der Wirkung und kann die gängigsten Bakterienstämme bereits in nulkommanull-prozentigen Verdünnungen in kurzer Zeit unschädlich machen. Ideal zur Raumulftdesinfektion, in Kombination mit Zitrus- und Nadeldüften. Altgriechische Anwendungsweise: Bei schlimmen Infekten der unteren Atemwege (Medizinmann fragen, is klar, ne) kann man flankierend Thymian thymol auf der Fußsohle anwenden: Einen Tropfen pro Fuß, dreimal am Tag. Wer das mal ausprobiert und gerochen hat, misst der Redewendung, mit jemandem auf Kriegsfuß stehen eine ganz neue Bedeutung bei…

Es ist Schniefnasenzeit und es entsteht ein Infektionsteufelskreis:
1. Ansteckungsgefahr, wenn alles schnieft und keucht in der warmen Heizungsluft
2. Voll erwischt: der akute Infekt lähmt uns tagelang
3. Nach dem Infekt: geschwächtes Immunsystem, angegriffene Schleimhäute: Ein gefundenes Fressen für die nächsten Krankheitserreger…
Mit ätherischen Ölen können wir an jeder dieser Schwachstellen gezielt eingreifen:1. Die Infektionsgefahr bannen
• Raumluftdesinefektion mit Nadel- und Zitrusölen, Thymian, Gewürznelke…
• Hände waschen mit aromatherapeutischer Seife (ganz prima die flüssige Lemonseife von Farfalla!)
• Wenn ein Familienmitglied erkältet ist, bekommen alle Atembalsam unter die Nase

Übertriebene Desinfektionsmaßnahmen mit antibakteriellen Haushaltsreinigern schwächen das Immunsystem und machen außerdem Krankheitserreger allmählich resistent. Vor allem in Haushalten mit kleinen Kindern sollte auf synthetische Desinfektionsmittel verzichtet werden, da sie unter anderem das Allergierisiko erhöhen!
Ätherische Öle sind für den menschlichen Organismus wesentlich verträglicher und sorgen für ein gesundes Raumklima.
Immer erst lüften und dann beduften! Beduftung sollte nicht zu einer Geruchsbelästigung werden!
2. Den akuten Infekt bekämpfen
Anwendungen in der akuten Phase: sollten möglichst stündlich gemacht werden, zur Auswahl stehen verschiedene Maßnahmen, die je nach persönlichen Vorlieben zum Einsatz kommen können:

Raumspray, Raumbeduftung

Bäder (nicht bei Fieber!!)

Massagen vor allem lokal

Fußmassagen

Einreibungen

Inhalationen

Wickel

Rezepte zur Infektbekämpfung

Einfaches Raumspray:
ca. 10ml Alkohol, 10Tr Lemongrass, 10Tr. Weißtanne, 5 Tr. Thymian thymol, 5Tr. Zeder, mit Wasser oder Hydrolat auf 100 ml auffüllen, im Krankenzimmer regelmäßig versprühen.

Atembalsam Grundrezept:
Grundlage aus 1 Teil Kakaobutter, 1 Teil Sheabutter, 2 Teile Mandelöl, miteinander bei niedriger Temperatur schmelzen,
Ätherische Öle: Thymian linalool, Majoran, Ravensara (Ravintsara) zu gleichen Teilen mischen.
In die noch höchstens handwarme Salbengrundlage insgesamt 30 Tropfen der ätherischen Ölmischung auf 30ml einrühren, zum Schluss noch 1Tr. Angelikawurzel oder Melisse, dann erkalten lassen. Zum Einreiben auf der Brust, im Nacken, unter und in der Nase.

Je nach persönlichen Vorlieben eignen sich für den Atembalsam auch andere hautfreundliche ätherische Öle. Einen hervorragenden Lippenbalsam ergibt die Salbengrundlage mit 1 Tropfen Rosen- und 1Tropfen Geranienöl. Pflegt strapazierte Lippen zwischen akuten Herpesausbrüchen.

3. Stärkung des Immunsystems
In anstrengenden Lebensphasen und in der Rekonvaleszenz

Jeder Infekt belastet die Schleimhäute, ihre Regenerierung muss mit besonderer Sorgfalt betrieben werden: Manuka, Weihrauch, Palmarosa haben zellerneuernde Wirkung. Inhalationen mit diesen Ölen helfen den gestressten Schleimhäuten, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Auch ein Nasenöl kann gute Dienste leisten. Dafür auf 10ml fettes Öl (Mandelöl z.B.) je zwei Tropfen der o.g. ätherischen Öle geben.

Weißtanne, Zeder, Ravensara (Ravintsara ex cinnamomum camphora) sind bewährte Öle für geschwächte Körper und Nerven, haben unterschiedliche Wirkungen auf der psychischen Ebene, individuelle Vorlieben berücksichtigen.

Zitrusöle stimulieren das Immunsystem.
Wichtiges Öl für die Rekonvaleszenz auch bei Kindern: Thymian Typ Linalool, eignet sich besonders für die Anwendung in Mischungen zum Auftragen auf die Haut.