So lauten die Namen meiner derzeitigen sogenannten Topseller unter den ätherischen Mischungen (die ersten drei von Farfalla, Nummer vier von Neumond). Was kann uns diese kleine völlig unrepräsentative Marktforschung über die aktuellen Bedürfnisse erzählen? Ist doch klar wie küchenpsychologische Kloßbrühe: Wir suchen auf ätherischem Weg, jahreszeitlich und gesellschaftlich bedingte Defizite aufzufüllen. Dem Vernehmen nach gelingt das mit Düften zumindest ansatzweise – wir wissen ja, welche körpereigenen Dopingfeuerwerke von angenehmen Gerüchen ausgelöst werden können! Worüber wir allerdings keine Macht haben, sind die von mir immer wieder gerne thematisierten Rhythmen der Natur, die unserem modernen Leben so oft einen Strich durch die Rechnung machen. Immer und überall wird ständiges Wachstum gefordert und mit allen Mitteln angestrebt (übrigens auch die Vertreiber ätherischer Öle feilen ständig an ihren Marketingstrategien). Und was macht die Natur? Hemmungslos zyklisch genehmigt sie sich jedes Jahr eine herbstliche Regression, dass es einem die welken Blätter von nassen Nebelschwaden getränkt nur so um die Ohren klatscht. Von wegen ständiges Wachstum! Wurzeln einziehen, Umsatz drosseln und den Frost durchschlummern. Menschliche Betriebsamkeit muss dabei künstlich am Leben erhalten werden mit Heizung und Halogen (reimt sich wohl nur zufällig auf Halloween – ich hoffe, ich habe die l richtig verteilt). Das macht uns sensiblen überzivilisierten Möchtegernnaturburschen und -mädels verständlicherweise zu schaffen. Lasst uns gemeinsam den Frust verduften! Hier eine Liste meiner liebsten Lichtbringer:

Bergamotte

Grapefruit extra

Johanniskraut (destilliert, nicht mazeriert)

Mandarine komplett

Orange komplett

Zedrat-Zitrone

Kardamom

Angelika

Eukalyptus staigeriana

Neroli

Osmanthus

..geht weiter, lässt mir keine Ruh. Meldungen über krebsauslösende und krebshemmende Eigenschaften einzelner Inhaltsstoffe ätherischer Öle geben sich in letzter Zeit quasi die Klinke in die Hand. Uns Laienaromaanwendern wird ganz schwindelig dabei! Das Stichwort Krebs hat unglaubliche Signalwirkung: Es löst Angst und Demut bei allen gleichermaßen aus, es macht willig, wenn gesetzliche Maßnahmen den Bürger angeblich vor dieser Krankheit schützen sollen. Krebs gehört für nahezu jeden zur alltäglichen Realität: Am eigenen Körper, in der Familie, im Freundeskreis oder wenigstens in der weiteren Bekanntschaft. Verständlich, allzu menschlich ist das Bedürfnis, in allen Lebensberiechen nach Ursachen für diese leid- und todbringende Krankheit zu suchen. Wer möchte nicht das Vermeidbare vermeiden? Typisch für das mechanistische Weltbild in unserer Gesellschaft ist die Suche nach einzelnen Auslösern – und siehe da sie werden gefunden! Und so kommen bestimmte ätherische Öle ihrer Einzelinhaltsstoffe wegen auf die Abschussliste, nur weil einer der oftmals über hundert vorkommenden Stoffe in isolierter und hochdosierter Form im Labor Krebszellen zum Wachsen gebracht hat! Und dann: Einer der wichtigsten Inhaltsstoffe von Irisöl erweist sich in einer Studie pünktlich zu meinem Iris-Post als hemmend auf das Zellwachstum bei Prostatakrebs! Genaueres dazu steht hier: http://aroma-therapie.blogspot.com/2009/06/duft-gegen-prostatakrebs.html , ein leises Jubeln erstickt mir in der Kehle: Ein Triumph für die Aromatherapie! Oder? Von Herzen wünsche ich jedem Gesundheit und ein langes Leben, der mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert wird! Dafür sind solche Studien bestimmt unerlässlich. Für die Verfügbarkeit ätherischer Öle für uns Laienanwender läuten durch diese vermeintlichen Triumphe allerdings die Abendglocken: Ätherische Öle werden dadurch zu Arzneimitteln, denen eher früher als später eine Abgabebeschränkung per Gesetz auferlegt wird. Ob sie dadruch im klinischen Bereich dann vermehrt zum Einsatz kommen werden, ist angesichts der damit verbundenen Kosten eher fraglich. Welche Nachteile es aber für die Gesundheit derer hat, die sich eigenverantwortlich und vernünftig täglich mit ätherischen Ölen selbst pflegen, es dann aber nicht mehr können, weil ihnen der Zugang vielleicht verwehrt zumindest aber erschwert werden soll, kann leider kaum ermittelt werden. Das absolut günstige Nutzen-Risiko-Verhältnis in der alltäglichen Anwendung ätherischer Öle findet in der öffentlichen Diskussion (soweit eine stattfindet) kaum Beachtung. An diesbezüglichen Studien hat niemand wirtschaftliches Interesse. Deshalb müssen wir medizinischen Laien wissen, was wir mit ätherischen Ölen tun können und wollen, um für ihre Verfügbarkeit kämpfen zu können, wir sind unserer eigene Lobby. Mehr Selbstbewusstsein in der Anwendung ätherischer Öle außerhalb von Klinik und Esoterik sowie ein gerüttelt Maß an Experimentierfreude mit Sinnlichkeit und Verstand, bitte! Iris und Prostata, Maiglöckchen und Sperma – ich hoffe für alle feinen Nasen, dass sich diese Duftassoziationen nicht festsetzen!

P.S.: Hier die Schokoladenseite unserer Birke 😉