Beim saisonbedingten Beikräuterbändigen begegnen wir uns jedes Jahr: Frau Gundelrebe (glechoma hederacea) ist eine allgegenwärtige jedoch nur selten lästige Gartenmitbewohnerin. Sie macht sich nicht wie Giersch, Brennessel, Fingerkraut oder Löwenzahn wild überall breit. Natürlich sind das alles super leckere Frühjahrsentschlackungsgemüse und machen sich in Saucen, Salaten und als Spinatersatz durchaus verdient. Aber mal ehrlich: Bei aller Wild- und Unkrautgemüseeuphorie sind mir die Erdbeeren, für die ich zur Zeit täglich die „Beikräuter“ in Zaum zu halten gezwungen bin, wesentlich lieber und ich wünschte, sie würden mir nur in annähernd so großer Menge wie der Giersch zur Verfügung stehen! Ein Lob auf die Gundelrebe, sie ist die Einzige, welche den Namen Beikraut wirklich verdient: Fast habe ich den Eindruck, sie wisse genau, wo ihre Grenzen sind. So ist sie sowohl im Gemüse- als auch im Ziergarten eine hübsche natürliche Beeteinfassung, wagt es aber nur selten, mit den Kulturpflanzen in direkte Lebensraumkonkurrenz zu treten. Ihre adrett gerüschten Blätter gestalten den Übergang von Kultur zu Wildnis auf unnachahmlich sanfte Weise. Mal kriecht sie malerisch zwischen Steinen und Wurzeln, mal reckt sie ihre Stängel aufrecht in die Frühlingssonne. Lavendelblaue Blüten an verspielten Ranken bereichern den Frühjahrsblütenteppich nicht nur in der vollen Sonne sondern auch in den Ecken des Gartens, die auf ihre Wachküssung noch warten. Als Heilpflanze ist sie unter dem Namen Gundermann – passt meiner Meinung gar nicht, sie sieht doch so gundelig weiblich aus! – vor allem bei Hildegard im Einsatz. Sie ist ein typisches Fastenzeit-Bitterkraut, wurde früher auch als Bierwürze verwendet, regt Leber- und Gallefluss an. Bei ländlichen Frühjahrsriten zum Schutz des Viehbestands kam die Gundelrebe in der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, häufig zum Einsatz. Beispielsweise zum Kränzlein gewunden über der Stalltür. In der modernen Phyto-Therapie spielt glechoma allerdings keine Rolle. Schade: Sie duftet interessant! Es sind die Blätter, die wie ihre berühmteren Lippenblütlerverwandten bei Berührung ätherisches Öll und damit Duft verströmen. Habe mich mal auf die Suche nach Gundelreben-Destillat gemacht und bin bei den Maienfelsern fündig geworden: Da gibt es doch tatsächlich das Hydrolat! Einen Versuch ist es bestimmt wert, werde es auf meine Wunschliste setzen. Vielleicht probiere ich es aber auch mal mit Eigenproduktion. Bis dahin dürfen ihre Blüten den Brennesselspinat zieren.

Aus dem einstmals aufgeklärten selbstbestimmten homo sapiens ist in einer Phase der Degeneration durch materiellen Überfluss der homo consumens entstanden. Der tägliche Überlebenskampf gehört für diese Spezies, die vor allem die westlichen Industrienationen bevölkert, nur noch indirekt auf die Tagesordnung. Die Hauptaufgabe der Vertreter dieser immer größer werdenden Gattung ist das Konsumieren und sich dabei an der Nase herumführen lassen. Interessanterweise ist gerade der Geruchssinn aber am weitesten davon entfernt sich austricksen zu lassen: Man kann sich einen Gestank nicht „schön“ riechen, sich auch durch gekonnte Suggestion nicht einbilden, etwas rieche doch gar nicht soooo schlimm. Nein: Wenn mir etwas stinkt, dann helfen keine Argumente: Die Nase ist eigentlich unbestechlich. Unangenehme Gerüche gehören somit zum lästigsten, was einem Menschen passieren kann, weil er nicht einfach wegriechen kann. Damit sich Mensch nun in der schönen Konsumwelt wohl fühlen kann, muss es da „gut“ riechen und zwar möglichst für alle. Das Tilgen schlechter Gerüche und Ersetzen durch bessere war für die Menschheit immer schon erstrebenswert. Bis Anfang des letzten Jahrhunderts bediente sich man dabei der Wohlgerüche, welche in der Natur vorzufinden waren. Die Parfümeurskunst beschränkte sich nicht nur auf das Komponieren verschiedener Duftnoten, sie schloss auch die Gewinnung der Düfte aus Pflanzen mit ein. Erst mit der Entwicklung synthetisch herstellbarer Düfte fing dieSinnestäuschung an. Inzwischen ist der Mensch in der Lage so ziemlich alles umzubeduften und damit seinen von Natur aus untrüglichsten Sinn zu hintergehen. Körpergerüche werden längst über das hygienisch notwendige Maß hinaus verfremdet und unterdrückt. Welche Auswirkungen das für unser Zusammenleben hat, lässt sich nur erahnen: Schon im Neugeborenenalter werden die natürlichen Gerüche von synthetischen überdeckt. Dabei weiß man längst, wie wichtig für die Bindung zwischen Mutter und Kind das gegenseitige Beschnuppern ist. Was aber, wenn ich am Kopf meines Babys denselben Duft wahrnehme, wie er dem Kinderwagen der Nachbarin entströmt, weil sie dieselben Pflegetücher und dasselbe Waschmittel verwendet? Wäre eine interessante Studie: Bindungsstörungen zwischen Mutter und Säugling im Zusammenhang mit synthetischen Duftstoffen. Eine Hebamme hat mir erzählt, dass die Phänomene Schreibaby und Wochenbettdepression nur in den Industrieländern vorkommen. Könnte da nicht die olfaktorische Verwirrung des Mutterinstinkts zumindest teilweise eine Erklärung liefern?
Die bunte Warenwelt drängt sich uns durch vermeintliche Wohlgerüche auf: Wir sollen kaufen und nicht riechen, was Sache ist! Wir glauben Zitronen und Orangen zu riechen, dabei sind es bestenfalls fraktionierte Bestandteile aus ihren Ölen. Erdbeere und Apfel im Shampoo? Falscher Alarm für die Sinne! Es gibt nichts, was nicht umsatzsteigernd beduftet wird – in den seltensten Fällen allerdings sind dabei Düfte natürlichen Ursprungs im Spiel. Vielmehr werden unsere Riechgewohnheiten durch synthetische Duftstoffe verbogen. Allerdings sind die Riechnervenzellen erfreulich flexibel und erneuerbar: Es ist durchaus möglich sich von künstlichem Weichspülfrüchteteefeuchttücherparfum wieder zu entwöhnen: Das sollte sich jeder, der seinem Instinkt trauen können möchte, tun!

Zur Entwöhnung von synthetischen Düften empfehle ich eine ganz einfache Riecherfahrung: Wie riecht ein Tröpfchen zwar verdünntes aber echtes Lavendelöl auf meiner eigenen Haut, wie auf der meines Mannes, meiner Kinder, meiner besten Freundin? Noch verblüffender ist diese Erfahrung mit Rosenöl. Die Wandlungsfähigkeit natürlicher Düfte in Abhängigkeit von ihrem Träger lässt sich auf alle naturreinen Duftstoffe übertragen. Die Gegenprobe liefert konventionelle Seife mit möglichst aufdringlichem Parfum: Es werden bei den Probanden kaum Unterschiede im Duft festzustellen sein!

Ein Bild von einem Mann! Der heilige Josef hat mir als Kind schon imponiert, wie der zu seiner Maria hält und in aller Zurückhaltung der Beschützer für das Jesuskind ist. Er vereint mütterliche und väterliche Eigenschaften in einer Person und passt eigentlich gar nicht in eine patriarchalische Gesellschaft: Herzensgüte, Fleiß, Fürsorge und Stärke. Passt auch nicht in unsere Zeit. Schade, mit Josefs Uneigennutz wäre sowas wie die Wirtschaftskrise möglicherweise gar nicht passiert. Warum gelten unseren Kindern nicht solche Männer als Vorbilder? Wer es nicht ganz so katholisch mag, kann seinen Jungs ja von Gandhi erzählen oder von Dietrich Bonhoeffer oderoderoder! Die ganze Gesellschaft definiert Männlichkeit! Warum wird bereits im Kindergartenalter männliche Stärke mit Piratentum gleichgesetzt? Weil die Accessoires sich ganz gut verkaufen! Die Materialschlacht im Kinderzimmer, das Säbelrasseln an Kindergeburtstagen prägen unsere kleinen Männer in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Fatale Handlungsimpulse für kraftstrotzende junge Menschen…

Die weiße Lilie, auch Madonnenlilie genannt, ist das Erkennungszeichen für den Heiligen Josef, wenn er mal solo dargestellt ist.

Mein Vorschlag zu einer Josefimeditation: Massage für kleine Helden (eignet sich auch für größere Helden, die im Alltag ihren Mann stehen müssen) Vielleicht mag ja der Papa den Filius massieren?

Auf 20ml fettes Öl
je 1Tr. Atlaszeder, Wacholderbeere, Koriander und Rose (extrahiert): Vermittelt Stärke, Selbstvertrauen und Schutz. Eignet sich hervorragend für Schulter-Nackenmassagen bei unverhältnismäßigem Leistungsdruck.

WAS IST DAS?
Fortsetzung der Raterunde, weil der Anlass immer noch so aktuell ist: Ein kleines Bilderrätsel für mündige Aroma-Anwender und andere Menschen, die auf drei zählen können.

a) ein Ölgemälde

b) unzureichend gekennzeichnete Gefahrenstoffe

c) Naive Kunst: Hier werden hochgefährliche Substanzen verniedlicht dargestellt!

d) Der stumme Hilfeschrei einer Aromakundigen, die sich verzweifelt an die drei Fläschchen klammert, die ihr bleiben werden, wenn gesetzliche Abgaberegulierungen in naher Zukunft sie vom Zugriff auf die ätherischen Öle aus Zimtblatt, Rose, Zitrusfrüchten, Nadelbäumen etc abgeschnitten haben werden.

Aus aktuellem Anlass ein kleines Spielchen: Was bin ich?

Hat Ihr Beruf im weitesten Sinne mit Menschen zu tun? (ja)
Suchen diese Menschen bei Ihnen Hilfe? (ja, auch)
Sind das Ihre Patienten? (nein)
Aber Sie helfen diesen Menschen bei Problemen mit der Gesundheit? (ja!)
Also was jetzt?? Führen Sie mich gerade an der Nase herum?! (hm, in gewisser Weise schon)
Sie helfen bei Gesundheitsproblemen, aber nicht bei Krankheit? (ja!)So einen Beruf gibts doch gar nicht! (jein)… Fortsetzung folgt, hoffentlich.