Eine Freude für Nase und Auge. Dafür hat der Liebling aus der Provence mal wieder eine schriftliche Huldigung verdient. Hat er mir doch in letzter Zeit einige gesellschaftliche Vergnügungen gerettet: Vorfreude auf ein festliches Ereignis an einem lauen, schwülen Juliabend, viele freudig erregte Menschen auf engem Raum, festliche Kleidung, parfümierte Dekolletées, gegelte Frisuren – alles könnte so schön sein. Doch leider steigert die feuchtwarme Atmosphäre nicht nur die Transpiration  sondern wirkt auch noch wie ein olfaktorisches Vergrößerungsglas. Für geruchsempfindliche Menschen kann ein Konzert, ein Theaterbesuch zur Tortur werden. Abhilfe schafft mir ein Minilavendelkissen in der Handtasche: Wenn die Luft zu dick wird, kann ich es in meine Hand nehmen, es etwas knubbeln und schon entströmt ihm ein beruhigender Hauch Urlaub fürs Riechorgan. Die Invasion unerwünschter Duftmoleküle wird etwas gemildert, die Luft um mich fühlt sich sauberer an und ich kann mich den schönen Seiten des Sommerabends wieder zuwenden. Natürlich geht das auch mit einem Tröpfchen Lavendel auf dem Taschentuch oder in der hohlen Hand. Aber das haptische Erlebnis vom Lavendelkissen ist entschieden schöner und schafft zusätzlich ein Polster der Geborgenheit. Mag sein, dass das auch in anderen Situationen ungute Gefühle, die neurdings größere Menschenansammlungen auf einige Leute haben, besänftigen kann.

Frieden aus der Duftlampe

Mein Vorschlag für den Duft des Januars, gerade noch rechtzeitig, bevor Lichtmess am 2.2. mir den Wind aus den Segeln nimmt, die Tage merklich länger mehr Helligkeit haben werden und der winterliche Tiefschlaf allmählich vom alljährlichen Frühjahrskater gepaart mit Wellnessdiktatur für Haus und Körper der Gemütlichkeit ein Ende setzen wird. Räkeln wir uns nochmal gemeinsam neben der Duftlampe, in der je ein Tropfen arabischer Weihrauch, Rosengeranie und – hach nennt mich ruhig Schnarchnase, Ihr werdet es ja selber spüren, wenn Ihr Euch traut – Narde. Ohne mit der Wimper zu zucken, mische ich das Ganze auch gerne in einen EL fettes Öl zur Selbstbeweihräucherung vor dem Zubettgehen, eine Gute-Nacht-Pflege fürs Winterzimmergesicht. Der  subtile Duft lässt sich nur schwer beschreiben und bekommt durchweg positive Resonanz.Kinder- und Erwachsenenherzen werden weich, der Geist weitet sich und Einverständnis mit dem Großenganzen kann sich dabei auf wundervoll träge Weise den Weg ins Gemüt bahnen. Zu weltfremd? Zuviel Harmonie in Zeiten, da selbstbewusstes Farbebekennen und Zupacken in einer dramatisch unzufriedenen und von Ängsten geplagten Gesellschaft nötig ist? Gegenfrage: Woher nehmen, wenn nicht aus dem eigenen Herzen? 

Ein seit einigen Wochen andauerndes Experiment, das ich von einer sechsjährigen Forscherin übernommen habe führt zu erstaunlichen Ansichten.
 Ich stell (bzw. lege, setze, bücke) mich unter die Dinge und wende dann den Blick nach oben:

Wir Erwachsene versuchen uns durch eine sogenannte Drauf- die ersehnte Übersicht zu verschaffen. Wie aussichtslos, wenn sich dabei immer neue Einblicke in neue Problemfelder eröffnen!

Viel erbaulicher fand ich es in letzter Zeit alles von unten zu betrachten. Statt Chaos, kann man da meistens den Himmel sehen (oder aber auch die Unterseite vom Bügelbrett, Schreibtisch, Wäschespinne). Mit folgenden Nebenwirkungen ist zu rechnen: die Nackenmuskulatur, die Augen. die Stirn, die Kiefer entspannen sich, die Gesichtszüge werden weich, der Atem fließt angereichert mit Himmelsblau durch den Körper..

Es entsteht eine Grundhaltung des Staunens: leicht geöffneter Mund, große Augen, offenes Herz, langgestreckte Kehle. Positive Auswirkung auf alle Bereiche des Lebens garnatiert. Kann ich nur zur Nachahmung empfehlen. Allerdings natürlich ohne Gewähr und Methode. Schließlich bin ich noch in der Experimentierphase. 

Meine Untauglichkeit zur Wissenschaftlerin ist bedingt durch mangelnde Bereitschaft zur Dokumentation, daher gibt es nur ein paar wenige und auch nur die wirklich dekorativen Fotos (wer will schon mein Bügelbrett von unten hier sehen?) von meiner Perspektivforschung. Staunen kann ich immer noch am besten ohne Linse zwischen mir und dem Himmel! Übrigens auch wenn es regnet- das kitzelt so lustig …

Bunt tut gut. Selbst wenn man nicht akitv am närrischen Austreiben des, nunja, „Winters“ teilnimmt. Müdigkeit, Infektanfälligkeit und Antriebsschwäche erreichten vergangene Woche bei vielen Zeitgenossen den saisonüblichen Höhepunkt. Selten so viel Rosmarin und Grapefruit unter Nasen aller Altersgruppen und Geschlechter gehalten. Und wie schön, wenn man dann die Sonne in den dazugehörigen Gesichtern aufgehen sieht, tags darauf gar neue Farbtupfer in der Garderobe! Am tollsten aber war eine Begegnung mit dem Schatzkästlein einer lieben Kundin. Sie hatte originalverschlossene ätherische Kostbarkeiten vorbildlich kühl und dunkel gelagert und vergessen: Im Keller, seit Jahren. Die Frage war, was noch zu brauchen sei aus der ätherischen Hausapotheke. Teebaum, Kiefer, Lemongrass – die ganzen reaktionsfreudigen Frischlinge eben, hatten trotz Luftabschluss und Dunkelhaft den Weg ins Freie geschafft: Es war zum Teil bis zu einem Viertel verduftet und der Rest war fast zur Unkenntlichkeit oxidiert. Auch die Orange (MHD Juli2012) hatte einen deutlichen Stich und taugt höchstens noch als Ameisenschreck. Unglaublich gut roch aber noch die Zitrone, da habe ich für die Raumluftbeduftung grünes Licht gegeben – Körperkontakt würde ich mit so einer antiken Zitrusfrucht vorsichtshalber meiden, auch wenn sie noch so gut riecht. Bergamotte, Lavendel, Geranie – trotz MHD-Überschreitung von 18 Monaten überzeugen mit einem runden, überaus typischen aber viel tieferen, reifen Duft. Diesen kann ich bei frischen Chargen nur ahnen. Würde ich mich in einer 1%igen Verdünnung im Körperöl schon trauen. Erwartungsgemäß waren natürlich Rose (dest), Jasmin und Sandelholz, die ich aus Ehrfurcht eigentlich auf Knien hätte öffnen sollen, ein olfaktorischer Traum, der nur alle paar Jahre in Erfüllung geht. Den Oscar für die beste Nebenrolle im Duftantiquariat erhält der Muskatellersalbei: Wow, was für eine reife Leistung! Er hat in den Jahren im Verließ alle krautige Modrigkeit und den oft beklagten Muff in vollendete Balsamschwere, pudrige Gewürzeleganz und seelentröstende Süße verwandelt. Ein idealer Begleiter aus der winterlichen Trägheit hinaus ans Frühjahrslicht!

Vor einiger Zeit habe ich hier (kann schon drei Jahre oder länger sein) einen Post unter dem Titel Badewetter veröffentlicht. Da gebe ich unter anderem mein Rezept für einen Balsam gegen die Plagen der Körperhaarentfernung preis. Was ich seit langem jedoch verschweige: Ich bin im Sommer selbst zu faul, Balsame zu rühren. Zum Glück gibt’s die Maienfelser Naturkosmetik: Die machen noch Sachen, die man bei anderen Herstellern in Biomärkten und Drogerieregalen hinter pastellfarbenen Etiketten vergebens sucht. Die Rasierlotion Vetiver ist ein alchimistischer Wohlklang. Eine pflegende Sprühlotion, die mit den Rasierwässern unserer Väter höchstens entfernt verwandt ist. Da kommt eine samtig grünliche, kühlende, dickflüssige Wonne aus dem Sprühkopf! Diese kann viel mehr als so manche hochgepriesene Mischung gegen kleinere und größere Hautproblemchen. Kein Wunder bei der Zusammensetzung: Aloe, Brahmi, Cupuacu, Calophyllum Vetiver, Weihrauch, Kamille, Narde und Patchouli u.a. verbinden sich heilsam zu einem Allroundtalent (oh Ihr wisst, wie sehr ich mit diesem Wort geize!), das nicht nur gerötete und gereizte Enthaarungshaut sondern auch Hitzepickelchen, überhitzte Sommerseelen und – ach ja es ist nicht bewiesen aber erfahrbar -Sommergrippe lindert womöglich verhindert.Wie lange solcher außergewöhnlicher Segen noch aus dem Dörflein Maienfels im gelobten Schwabenländle über die Naturkosmetikliebhaber ausgegossen wird, weiß ich nicht. Die Rechnungen der Firma tragen schon seit einiger Zeit statt ihres bis dato wunderschönen Jugendstillogos die inzwischen branchenüblichen Blumennahaufnahmen im Kopf – ein schlechtes Ohmen. Da wird doch nicht auch eine Unternehmensoptimierung ihr Unwesen treiben?? Ihr lieben Maienfelser, bleibt in eurem Dorf hoch droben weiterhin so inspiriert und setzt Euch über die Zeichen der Zeit hinweg. Bitte!

..die malt auf jeden Fall mein Sohn! Der goldene Mond hat sowas bestimmt noch nicht gesehen, der hinter unsern Bäumen am Himmel droben wohnt. Der Frühjahrsmüdigkeit geben wir uns genüsslich gähnend mit unseren liebsten Schlaflied-Evergreens hin. Guter Mond Du gehst so stille, wenn die Blümelein schlafen und wer weiß wieviele Sternlein hinter den dicken Regenwolken stehn? Es schüttelt sich der Blütenbaum und säuselt wie im Traum… Was passt da besser als YlangYlang (der Flieder dringt kaum durch den kalten Regen) und Bergamotte mit einem Hauch Neroli in der Luft? Ade zur guten Nacht und kleinen Pause im Blog und Alltag:

Die Aromapraxis und die Werkstatt für die Sinne macht Pfingsturlaub: Ab 18. Mai bis einschließlich 3. Juni. Danach bin ich wieder mit Rat und Tat, Sang und Klang, Nadel und Faden sowie natürlich Duft und Lust für Sie da.

Schnupperstunden für Musizierende können auch diese Woche noch für den restlichen Sommer vereinbart werden. Die Zeit wird knapp und die Plätze fürs kommende Schuljahr sind rar! Der Termin für die diesjährige Sommermusikwerkstatt steht noch nicht, wird aber noch rechtzeitig kommuniziert!

Schöne Pfingsten allen LeserInnen!