Die Damaszenerrose ist Heilpflanze des Jahres 2013! Bin ich froh, dass ich da nie gefragt werde, welche Pflanze für das neue Jahr diese besondere Aufmerksamkeit bekommen soll! Wäre es nicht sinnvoller, die Pflanze erst nach Ablauf des Jahres zu küren? Der Sportler des Jahres steht doch auch erst zum Jahresrückblick fest! Jedenfalls stimme ich selten zu Jahresbeginn bereits so mit der Wahl des NHV (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus) überein. Gerade mal eine Woche alt ist 2013 und es verging noch kein Tag ohne Rosenöl oder -wasser. Anlässlich einer sehr schwächenden Magen-Darm-Erkrankung  hat sich das ätherische Destillat aus der Damaszenerrose im Selbstversuch als das beste Stärkungsmittel erwiesen. Einem Instinkt folgend wurde der Bruchteil eines Tropfens auf Würfelzucker eingenommen, ein fast nicht auszuhaltender intensiver Geschmack mit anschließendem rundum Wohlgefühl durchströmte den vom Infekt arg gebeutelten Organismus. Als tags drauf die Kräfte wieder nachließen wurde die Anwendung wiederholt und noch einen weiteren Tag lang. Inzwischen reicht schnuppern am Fläschchen und eine minimale äußere Anwendung. Gebettet auf Rosen sogar im Gehen und Stehen! Ein kleiner Dorn im Auge ist mir diese Heilpflanzenkürerei trotzdem – schürt sie doch die Nachfrage und im Falle des sehr teuren Rosenöls muss bei steigender Nachfrage mit einer zunehmenden Zahl an Fälschungen auf dem Markt und insgesamt noch höheren Preisen gerechnet werden. Meine Skepsis gegen Moden und Tausendsassagedöns werde ich bei aller Begeisterungsfähigkeit auch 2013 nicht ablegen.
Wenn ich jetzt eine richtige Bloggerin wäre, könnte ich ja eine Verlosung ausloben, Hauptpreis für diejenigen LeserInnen, die meine persönliche Heilpflanze des Jahres 2012 erraten. Hab aber keine Hauptpreise, kann nur Inspiration schenken: Was war Eure persönliche Heilpflanze 2012? Verratet Ihr auch warum? Ich würde mich echt über ein paar Kommentare diesbezüglich freuen und mich zu weiteren Posts inspirieren lassen

Tulpen trinken sich mit gierig gereckten Hälsen am Sonnenlicht satt. Erste Blütenkränzchen zieren blonde, braune, rote, schwarze Mädchenköpfe, die noch ganz luftungewohnt die warmen Kopfbedeckungen abgenommen haben. Wiesenschaumkraut, Braunelle, Gundelrebe, Vogelmiere, Löwenzahn – welcome back! Und ach die Baumblüte, es schneit Blütenblätter und die Vergänglichkeit zupft uns bei all der Vormainachtswonne zart am Ärmel. Schnell die Duftlampe ins Regal zurück, wir wollen draußen inhalieren, verlorene Düfte vom vergangenen Jahr wiederfinden oder besser noch aus der Kindheit, sonst geht uns hier der poetische Gaul durch oder Mörike! Nur eben schnell das Handgepäck auffüllen mit:
Rosenwassersprühfläschchen – bei Juckreiz jedweder Provenienz ein Sprühstoß ins Gesicht bei Bedarf auch in den Rachen und dem Frühlingsgenuss steht nichts mehr im Wege.
Lavendelöl – bei sofortiger Anwendung auf Insektenstichen gute Aussicht auf Unjuckbarkeit.
Tatütataaa – super mega geheime nur für Insider zu habende Ölmischung für kleine und größere Verletzungen, die zuvor noch mit Rosenwasser gereinigt werden können.
Ja das wärs schon, alles andere gibts draußen: Leben Lachen Grün und Vogelgezwitscher! Wir sehen uns auf der Wiese!

Auch die wilde Möhre (daucus carota) kennt man vom Sehen ohne sie zu erkennen. Für sich betrachtet ist sie eine der dekorativsten Vertreterinnen ihrer Familie, den Doldenblütlern. Gemüse, genügsam, unscheinbar, gesund – nicht gerade glamouröse Assoziationen stellen sich bei der Namensnennung dieser alten Heilpflanze ein. Möhre hört sich öben söhr klösterlich askötisch an, was dem Image ihres ätherischen Öles, das aus den Samen destilliert wird, mehr schadet als nutzt. Dabei ist es ein Schönheitsöl öhne Gleichen und hilft speziell grauen Mäuschen, ihren Teint aufzufrischen! Zu Ekzemen neigende, rissige aber auch fahle Haut reagiert mit rosiger Dankbarkeit auf ein morgens und abends sanft einmassiertes Pflegeöl mit demätherischen Karottensamenöl. Basisöl sollte in diesem fall am besten Mandelöl sein, je nach individuellem Pflegebedürfnis noch mit fettem Nachtkerzensamen- oder Wildrosenöl versetzt. Bei der Aufzählung der positiven Eigenschaften von Karottensamenöl darf die leberzellregenerierende Wirkung nicht vergessen werden, die speziell in der französischen Aromatherapie mit großem Erfolg bei Patienten mit Leber- und Galleproblemen sowie Gelbsucht zum Einsatz kommt. Dafür wird Karottensamenöl aber innerlich verabreicht und dazu möchte ich hier als seriöse Laienaromaberaterin aber auf keinen Fall raten, da muss schon ein medizinsch gebildeter Mensch die Verantwortugn übernehmen!

Was fehlt noch: Der Duft. Tja wonach wird Karottensamenöl wohl riechen? Na und!? Mit Neroli und YlangYlang wird nicht nur die Hautpflege optimal ergänzt sondern auch der möhrige Duft gehörig abgerundet und alles fühlt sich rund und weich und entspannt und wunderschön im Gesicht an! Und innerlich immer schön Karottensaft einnehmen, weil bekanntlich die vielen guten Haut- und Lebervitamine nicht im ätherischen Öl zu finden sind!

Achillea millefolium, tausendblättrige Heilerin von Achillesfersen und anderen wunden Punkten. Schafgarbe, Deine optische Allgegenwart verleitet zum Übersehen Deiner Schönheit. Der vertraute Anblick einer Fremden. Viele rechnen die Schafgarbe spontan zu den Doldenblütlern und lassen sich dabei von ihren unzähligen Körbchen trügen. Ihre Familie sind die Korbblütler. Sie ist also verschwistert mit Gänseblümchen, Kamillen, Calendula, den ganzen Wund-Wundermädchen. Lateinisch heißt diese Gruppe nicht mehr Compositae sondern Asteraceae, die Sternlein unter den Blumen. Das passt zu ihnen, sie sind viele und strahlend wie Sterne, erscheinen selten einzeln. Das ätherische Öl der Schafgarbe enthält wie das der blauen Kamille Chamazulen und ist daher tintenblau. Ein Wunder der Alchimie: Aus weiß- bis rosablühendem Kraut – es wird mit Blüten, Stängeln und Blättchen destilliert – wird ein dunkelblaues Öl, Biochemie vom Feinsten. Die Details spare ich mir hier. Die starke Entzündungshemmung und wundheilungsfördernde Wirkung geht auf diesen besonderen Inhaltsstoff zurück. Vorsicht bei der Anwendung ist geboten, da es einen relativ hohen Anteil an Monoterpenketonen aufweist (insgesamt über 20%, davon am meisten Kampfer). Also nichts für werdende Mamis und Kleinkinder und die üblichen Risikogruppen. Für alle anderen eine echte Alternative zur blauen Kamille. Es gibt immer wieder Nasen, die sich rümpfen vor dem für sie allzu mütterlichen Charakter der Matricaria chamomilla. Erfahrungsgemäß sind das Menschen, die in irgendeiner Weise mit oder gegen Bevormundung ankämpfen. Gerne gesellt sich ins Beschwerdebild dann auch noch eine Neigung zu Koliken oder Krämpfen. Prima Kombination: Grapefruit extra, Zypresse und Schafgarbe in einem vernünftigen Mischungsverhältnis in die Balsambasis gerührt ergibt ein unheimlich hilfreiches Allheilmittel für PMS-Geplagte: Angefangen bei geschwollenen Fußknöcheln vermag es allen Körper- und Seelenregionen Entkrampung, Adstringierung (Konzentration aufs Wesentliche und Strukturelle) und Linderung zu schenken. Paradox: Diese Mischung hilft sowohl bei zu zögerlich einsetzender Menstruation, den ersehnten Blutfluss in Gang zu bringen, als auch einen zu starken auf ein Maß zu reduzieren, dass handelsübliche Damenhygieneartikel nicht viertelstündlich gewechselt werden müssen. Wer’s nicht glaubt, wird’s trotzdem spüren. Die Anwendungsvielfalt von Schafgarbenöl ist immens und hier nur sehr subjektiv auf die mir wichtigste beschränkt. Angenehme Tage wünsche ich allen trotz längerer Sommerblogpause treuen LeserInnen und heiße alle Neuen hiermit herzlich und herbstlich willkommen!

Gamma-Linolensäure, dreifach ungesättigt! Das Argument für das fette Öl aus den winzigen Samen der Nachtkerze. Neurodermtiker buchstabieren das im Schlaf. Aber auch alle anderen Hautprobleme lassen sich mit der äußerlichen und innerlichen Anwendung dieses teuren fetten Öls hervorragend beeinflussen. Über die genauen ernährungsphysiologischen Vorgänge in diesem Zusammenhang kann man sich in „Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe“ von Eliane Zimmermann Überblick verschaffen (Siehe Literaturliste) Für die Hautpflege gibt man das Nachtkerzensamenöl ca. 10%ig ins Massageöl oder die Pflegelotion, müsste mit naturkosmetischen Produkten grundsätzlich kompatibel sein. Zur Nahrungsergänzung kann man es zum Salatöl geben, pur ein paar Tropfen vom Teelöffel schlecken (finde ich aber kratzig im Hals), aberauf keinen Fall erhitzen. In Kapseln kann man das wertvolle Öl auch schlucken, wenn man gerne Gelatinebatzen im Bauch hat, ansonsten kann man die Kapseln ja auch aufmachen: Die extreme Anfälligkeit fürs Ranzigwerden macht den Kauf in Kapseln sinnvoll – aber eben noch unsinnlicher und teurer.Schön und gut. Treuen LeserInnen wird mein bockiger Unterton nicht entgangen sein: Der Fall Nachtkerzensamenöl ist ein perfektes Beispiel für die Entfremdung von der Natur trotz Naturheilkunde und -kosmetik. Die Begegnung mit der Pflanze kommt zu kurz! Wer kennt die Wildform schon? Meist wird sie von ahnungslosen, ordnungsliebenden HobbygärtnerInnen aus Mauerritzen gerissen noch ehe sie zur Blüte kommt. Die Nachtkerze sucht sich die seltsamsten Plätze, ist genügsam und stört viele Leute. Aber nirgends ist das Wort UNkraut unangebrachter! Sie ist eine der ästhetischsten freiwilligen Gartenbewohnerinnen! Genügsam aber ohne falsche Bescheidenheit wächst sie zu stattlicher Größe heran. Man kann ihr beinahe zusehen. Das Öffnen einer Blüte begleitet laue Sommerabende im Freien, zur Belohnung für unsere Geduld verströmt sie kurz vor dem Zubettgehen einen zarten Duft. Das Gelb leuchtet wie aus einer inneren Lichtquelle in der Nacht weiter, man glaubt es beinahe hören zu können. Nach einem sonnendurchglühten Tag umhaucht diese Blüte wohltuende Kühle. Aus TCM-Sicht ist es eine Yin-Pflanze par excellence. Alle Frauen, die unter PMS leiden oder denen die Zeit des Wechsels Schwierigkeiten bereitet, sollten an Nachtkerzensamenöl als Nahrungsergänzung denken – und die Gesellschaft dieser bezaubernden Pflanze suchen! Warum nicht bei der Gartenarbeit nebenbei die winzigen Samen kauen? Und immer wieder diese schöne Überlebenskünstlerin bewundern. Meist repräsentiert sie alle Lebensphasen gleichzeitig: Knospen, Blüten, Verblühendes, Welkes und Samen. Sie lädt ein zur Meditation über Lebenszyklen, das Werden und Vergehen.

Wie versprochen ein kompletter Post für das Gänseblümchen, bellis perennis = die dauernd Schöne, Korbblütengewächse: Ähnlich wie Ringelblume und Kamille wird auch dem Gänseblümchen in der traditionellen Pflanzenheilkunde ein Bezug zur Haut nachgesagt. Innerliche sowie äußerlliche Anwendungen traditionell bei allen entzündlichen und/oder eitrigen Hautproblemen sowie Wunden. Verwendung finden die oberirdischen Pflanzenteile im frischen oder getrockneten Zustand. Und wer eine ganz feinstoffliche Beziehung mit bellis perennis pflegen möchte, sammle im Morgengrauen eine Handvoll Blütchen, lege sie mitsamt Morgentau in frisches Quellwasser, lasse dies alles von der Morgensonne durchstrahlen bis zum Mittag. Dann, wenn die Sonne am höchsten steht, wird alles abgeseiht und das Wasser abends nach der Reinigung und am folgenden Morgen aufs Gesicht gesprüht. Das Rezept habe ich vor Jahren in einer Kräutersendung im Radio aufgeschnappt, kann leider keine genaueren Quellenangaben dazu machen und habe es inziwschen bestimmt auch schon verfremdet. Ätherisches Öl enthält das Gänseblümchen nur wenig, dafür aber andere wirksame sekundäre Stoffwechselprodukte. Die Bitterstoffe machen es für die Küche interessant und es gehört zu den traditionellen Frühjahrsentschlackungskräutlein. Sicher wirkt dieses hübsche, allegegenwärtige Pflanzengeschöpfchen viel mehr auf einer subtileren Ebene, die nicht in Flavonoid- und Saponingehalt ausdrückbar ist. Wer verbindet nicht die liebsten Kindheitsfühlingserinnerungen mit dieser gegenwärtigsten aller Blumen? Bitte nicht den üblichen Gänseblümchenbescheidenheitsquatsch assoziieren! Was hat denn diese flächendeckende Ausbreitung mit Zurückhaltung und Bescheidenheit zu tun? Maßloses Maßliebchen: Liebenswerteste Verschwendung der Natur, das Leben in Fülle! Süße kleine Orakelblume, der selbst das Blättchenauszupfen mit Babyspeckfingerchen und ungeübter Motorik nichts anhaben kann – es sind genug Blümchen für alle Kinder da! Wer hat nicht schon früher und vielleicht auch heute noch immer wieder Kränzchen aus ihr geflochten? Wird daher nicht ihr Anblick uns Jahr für Jahr aufs Neue die Sorgenfalten aus dem Gesicht glätten? Und das verleiht uns kindliche Schönheit, zeitloses Glück und tiefste Naturverbundenheit. Macht die Augen und die Herzen auf, denn wahre Schönheit kommt von innen und gehorcht keiner Mode!

Welche Synonyme gibt es denn noch für das Gänseblümchen? Ich sammle sie alle! Bin gespannt auf Varianten aus Österreich, der Schweiz, dem Norden und wo Ihr tausend Schönen sonst so alles seid! Und was haben Eure Omas mit den Gänseblümchen gemacht?

Sind wir auf dem Weg zur Gesundheitsdiktatur? In der Presse wird der neue Roman „Corpus delicti“ von Juli Zeh als neue George Orwell Prophezeiung gehandelt. In Bayern 2 Zündfunk http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2/mp3-download-podcast-zuendfunk-generator.shtml kam die Autorin zu Wort. Interessante Denkanstöße: Ersetzt der Körperkult in der säkularisierten Welt die Religion? Verwandelt sich unser ursprünglich auf Solidarität basierendes Gesundheitssystem in sein Gegenteil? Wird Gesundheit zur Pflicht, um Kosten zu vermeiden? Wie weit wird die Überwachung unserer individuellen Anstrengungen zur Gesundherhaltung in den nächsten Jahrzehnten voranschreiten? Sind die Bonuspunkte, welche einzelne Krankenkassen ihren Versicherten für dieTeilnahme an Fitnesskursen anrechnen, schon der erste Schritt zur totalen Kontrolle? Für meine tägliche Gartenarbeit bekomme ich jedenfalls keine Bonuspunkte von der Kasse. Dabei ist Gartenarbeit nachweislich der Gesundheit sehr zuträglich. Bonus hin oder her: Mir gehts gut im Garten und ich hoffe, dass ich auch in zehn Jahren noch genug Zeit dafür haben werde und wir nicht alle irgendwelche Pflichtsunden in Fitnessclubs absitzen müssen!

Und nun Themawechsel! Fortsetzung der einheimischen Beikräuterbotanik: Das ist der kriechende Günsel, ajuga reptans, wird gerne mit der Gundelrebe verwechselt, hat auch schöne blaue Lippenblüten aber keine gerüschten Blätter. Ätherisches Öl dürfte er kaum enthalten, jedenfalls riecht er nur grasig, wenn man ihn ein wenig reibt. Mir fällt spontan keine Heilaussage ein, außer dass der lustige Name das Herz und das wunderbare Blau das Auge erfreuen. Bin gespannt, ob es jemanden unter meinen werten LeserInnen gibt, der oder die Günselkaffee oder Ajugapudding kochen… Ich lerne gerne dazu!

Beim saisonbedingten Beikräuterbändigen begegnen wir uns jedes Jahr: Frau Gundelrebe (glechoma hederacea) ist eine allgegenwärtige jedoch nur selten lästige Gartenmitbewohnerin. Sie macht sich nicht wie Giersch, Brennessel, Fingerkraut oder Löwenzahn wild überall breit. Natürlich sind das alles super leckere Frühjahrsentschlackungsgemüse und machen sich in Saucen, Salaten und als Spinatersatz durchaus verdient. Aber mal ehrlich: Bei aller Wild- und Unkrautgemüseeuphorie sind mir die Erdbeeren, für die ich zur Zeit täglich die „Beikräuter“ in Zaum zu halten gezwungen bin, wesentlich lieber und ich wünschte, sie würden mir nur in annähernd so großer Menge wie der Giersch zur Verfügung stehen! Ein Lob auf die Gundelrebe, sie ist die Einzige, welche den Namen Beikraut wirklich verdient: Fast habe ich den Eindruck, sie wisse genau, wo ihre Grenzen sind. So ist sie sowohl im Gemüse- als auch im Ziergarten eine hübsche natürliche Beeteinfassung, wagt es aber nur selten, mit den Kulturpflanzen in direkte Lebensraumkonkurrenz zu treten. Ihre adrett gerüschten Blätter gestalten den Übergang von Kultur zu Wildnis auf unnachahmlich sanfte Weise. Mal kriecht sie malerisch zwischen Steinen und Wurzeln, mal reckt sie ihre Stängel aufrecht in die Frühlingssonne. Lavendelblaue Blüten an verspielten Ranken bereichern den Frühjahrsblütenteppich nicht nur in der vollen Sonne sondern auch in den Ecken des Gartens, die auf ihre Wachküssung noch warten. Als Heilpflanze ist sie unter dem Namen Gundermann – passt meiner Meinung gar nicht, sie sieht doch so gundelig weiblich aus! – vor allem bei Hildegard im Einsatz. Sie ist ein typisches Fastenzeit-Bitterkraut, wurde früher auch als Bierwürze verwendet, regt Leber- und Gallefluss an. Bei ländlichen Frühjahrsriten zum Schutz des Viehbestands kam die Gundelrebe in der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, häufig zum Einsatz. Beispielsweise zum Kränzlein gewunden über der Stalltür. In der modernen Phyto-Therapie spielt glechoma allerdings keine Rolle. Schade: Sie duftet interessant! Es sind die Blätter, die wie ihre berühmteren Lippenblütlerverwandten bei Berührung ätherisches Öll und damit Duft verströmen. Habe mich mal auf die Suche nach Gundelreben-Destillat gemacht und bin bei den Maienfelsern fündig geworden: Da gibt es doch tatsächlich das Hydrolat! Einen Versuch ist es bestimmt wert, werde es auf meine Wunschliste setzen. Vielleicht probiere ich es aber auch mal mit Eigenproduktion. Bis dahin dürfen ihre Blüten den Brennesselspinat zieren.