Eigentlich herrlich: Der Hochsommer prunkt azurblau und dreißiggradheiß pünktlich zum bayerischen Ferienhöhepunkt. Packt die Badehosen samt kleinen Schwesterlein ein und dann nichts wie raus! Aber was passt denn nun schon wieder nicht? Bikinifigur? Sowieso nie! Wespenplage auf der Liegewiese? Hat sich der Trick mit den Kupfermünzen immer noch nicht überall herumgesprochen? Kein Wunder: So wirksam und allgemeinverfügbar ohne jegliches Marketingpotenzial, das wird nicht kommuniziert. Da ist doch nichts damit zu verdienen! Warum es funktioniert, weiß ich nicht, ich habe selber nicht dran geglaubt(Placebo-Effekt kann nicht sein ätsch) und so meinen Augen nicht getraut, als ich mit drei klebrigen Eisschleckermäulchen im Straßencafé bedrohliches Summen vernahm und innerhalb kürzester Zeit die Luft um uns schwarz-gelb gestreift zu sein schien. Einige Kupfermünzen auf den Tisch gelegt und – oh Wunder – fast alle Wespen machten über unserem Tisch kehrt. Nur eine – und das ist übrigens immer so – schwirrte weiterhin etwas ratlos herum ohne uns allerdings gefährlich zu werden. Probierts selber aus, es ist ein Segen! Also Wespen auch kein Grund zum Drinbleiben. Das Problem liegt etwas tiefer in der weiblichen Natur:

Die Stachelbeerbeine, von mancher Zeitgenössin auch liebevoll Brennesselstängel gennant. Keine Rose ohne Dornen, haha. Wem auch dieses Motto nicht genügend Selbstbewusstsein für beherzt behaartes Wadenzeigen einflößt, steht mit beiden Beinen vor einem haarigen Problem: Rasieren macht die Borsten nur noch borstiger, epilieren tut weh. Beides sorgt für picklige Hautprobleme an den Waden und nimmt die Lust am Baden. Selbsterfahrungsgemäße Hilfe aus der Aromapraxis – reine Behauptung auf einer absolut nicht repräsentativen privaten Langzeitstudie basierend: Vor dem Epilieren die Beine mit eisgekühlten Rosenwasserauflagen herunterkühlen und schmerzunempfindlich machen. Dann Augen zu und durch. Anschließend Rosenwasser aufsprühen – mein Favorit ist zur Zeit ein Schüttelspray mit drei Tropfen Vetiver auf 100ml Rosenwasser ohne Alkohol, ohne Emulgator. Auf die noch benetzte Haut Kokosöl (kaltgepresstes von den Maienfelsern, absolut unschlagbar!! Nur das kaltgepresste duftet echt nach Kokos, die meisten handlesüblichen sind nachträglich parfümiert!) leicht massieren, das hat einen angenehm kühlenden Effekt. In der Zeit zwischen den Epilationstagen sollte die Haut gut gepflegt werden. Kein Alkohol auf die Haut, also auch Bodylotions mit Alkohol eignen sich nicht zur Pfelge dieser Hautpartien! Wichtig ist die Entzündungsneigung und den Verhornungsprozess zu berücksichtigen. Ein sommerlicher Beinwohlbalsam setzt sich so zusammen:
Sheabutter (harmonisiert die Verhornung, sachte schmelzen siehe auch unter dem Stichwort „Balsam“),
Kokosöl (kühlt, duftet, pflegt, s.o.),
Jojobaöl (guter Freund unseres Hauttalgs),
einigen Tropfen Sanddornfruchtfleischöl (Strahlenschutz, Entzündungshemmung),
einigen Tropfen Calophyllumöl (Lymph- und Venentonikum, gut gegen eitrige Pickelchen). An ätherischen Ölen ein bisschen Lavendel extra und ganz wichtig ein paar Tröpfchen Niaouli, weil das als die aromatherapeutische „Zugsalbe“ den sich verirrenden Junghärchen, die gerne eine Kurve wachsen und dabei ins Bein pieksen und so Entzündungen verursachen können, sehr effektiv den richtigen Weg ans Licht weist. Die ungefähren Mengenverhältnisse in dieser Rezeptur (wie eigentlich bei allen meinen Balsamen): Fette Öle zu gleichen Teilen, dazu insgesamt 10%ig die Wirkstofföle (in diesem Falle Sanddorn und Calo), die ätherischen Öle höchstens zu 3% Anteil in die fertige Mischung. Duftmäßig kann man an dem Balsam noch herumbasteln. Abraten würde ich dabei aber von allem was irgendwie zitronig duftet, auch wenn die Versuchung noch so groß ist, das könnte den reizlindernden Effekt eventuell ad absurdum führen. So und jetzt aber raus mit Euch, Ihr Schönen! Räkelt Euch an den Pools, Baggerseen und Freibädern des Freistaats oder wo Ihr sonst Eure Duftspuren hinterlasst und mampft den Wespen das Eis weg, die Wassermelonen und Zwetschgen!

Gamma-Linolensäure, dreifach ungesättigt! Das Argument für das fette Öl aus den winzigen Samen der Nachtkerze. Neurodermtiker buchstabieren das im Schlaf. Aber auch alle anderen Hautprobleme lassen sich mit der äußerlichen und innerlichen Anwendung dieses teuren fetten Öls hervorragend beeinflussen. Über die genauen ernährungsphysiologischen Vorgänge in diesem Zusammenhang kann man sich in „Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe“ von Eliane Zimmermann Überblick verschaffen (Siehe Literaturliste) Für die Hautpflege gibt man das Nachtkerzensamenöl ca. 10%ig ins Massageöl oder die Pflegelotion, müsste mit naturkosmetischen Produkten grundsätzlich kompatibel sein. Zur Nahrungsergänzung kann man es zum Salatöl geben, pur ein paar Tropfen vom Teelöffel schlecken (finde ich aber kratzig im Hals), aberauf keinen Fall erhitzen. In Kapseln kann man das wertvolle Öl auch schlucken, wenn man gerne Gelatinebatzen im Bauch hat, ansonsten kann man die Kapseln ja auch aufmachen: Die extreme Anfälligkeit fürs Ranzigwerden macht den Kauf in Kapseln sinnvoll – aber eben noch unsinnlicher und teurer.Schön und gut. Treuen LeserInnen wird mein bockiger Unterton nicht entgangen sein: Der Fall Nachtkerzensamenöl ist ein perfektes Beispiel für die Entfremdung von der Natur trotz Naturheilkunde und -kosmetik. Die Begegnung mit der Pflanze kommt zu kurz! Wer kennt die Wildform schon? Meist wird sie von ahnungslosen, ordnungsliebenden HobbygärtnerInnen aus Mauerritzen gerissen noch ehe sie zur Blüte kommt. Die Nachtkerze sucht sich die seltsamsten Plätze, ist genügsam und stört viele Leute. Aber nirgends ist das Wort UNkraut unangebrachter! Sie ist eine der ästhetischsten freiwilligen Gartenbewohnerinnen! Genügsam aber ohne falsche Bescheidenheit wächst sie zu stattlicher Größe heran. Man kann ihr beinahe zusehen. Das Öffnen einer Blüte begleitet laue Sommerabende im Freien, zur Belohnung für unsere Geduld verströmt sie kurz vor dem Zubettgehen einen zarten Duft. Das Gelb leuchtet wie aus einer inneren Lichtquelle in der Nacht weiter, man glaubt es beinahe hören zu können. Nach einem sonnendurchglühten Tag umhaucht diese Blüte wohltuende Kühle. Aus TCM-Sicht ist es eine Yin-Pflanze par excellence. Alle Frauen, die unter PMS leiden oder denen die Zeit des Wechsels Schwierigkeiten bereitet, sollten an Nachtkerzensamenöl als Nahrungsergänzung denken – und die Gesellschaft dieser bezaubernden Pflanze suchen! Warum nicht bei der Gartenarbeit nebenbei die winzigen Samen kauen? Und immer wieder diese schöne Überlebenskünstlerin bewundern. Meist repräsentiert sie alle Lebensphasen gleichzeitig: Knospen, Blüten, Verblühendes, Welkes und Samen. Sie lädt ein zur Meditation über Lebenszyklen, das Werden und Vergehen.

Es ist nicht zu fassen, dass die asiatischen Schwestern unserer Pfingstrosen so hemmungslos duftfrei sind! Aber der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und Düfte imaginieren ist eine der anspruchsvollsten mentalen Leistungen. Herzliche Einladung zum visuellen Riechen dieser unduftenden Strauchpaeonien aus dem wunderbaren botanischen Garten in Erlangen!

Und für alle Pfingstrosenduftliebhaber gibt es von Florascent Pivoine: Selten hat ein Parfumeur den Duft der Pfingstrose so gekonnt von dem der Rose abgegrenzt. Beide Eaux florales stehen in der Aromapraxis für Sie zum Schnuppern bereit!

Wie versprochen ein kompletter Post für das Gänseblümchen, bellis perennis = die dauernd Schöne, Korbblütengewächse: Ähnlich wie Ringelblume und Kamille wird auch dem Gänseblümchen in der traditionellen Pflanzenheilkunde ein Bezug zur Haut nachgesagt. Innerliche sowie äußerlliche Anwendungen traditionell bei allen entzündlichen und/oder eitrigen Hautproblemen sowie Wunden. Verwendung finden die oberirdischen Pflanzenteile im frischen oder getrockneten Zustand. Und wer eine ganz feinstoffliche Beziehung mit bellis perennis pflegen möchte, sammle im Morgengrauen eine Handvoll Blütchen, lege sie mitsamt Morgentau in frisches Quellwasser, lasse dies alles von der Morgensonne durchstrahlen bis zum Mittag. Dann, wenn die Sonne am höchsten steht, wird alles abgeseiht und das Wasser abends nach der Reinigung und am folgenden Morgen aufs Gesicht gesprüht. Das Rezept habe ich vor Jahren in einer Kräutersendung im Radio aufgeschnappt, kann leider keine genaueren Quellenangaben dazu machen und habe es inziwschen bestimmt auch schon verfremdet. Ätherisches Öl enthält das Gänseblümchen nur wenig, dafür aber andere wirksame sekundäre Stoffwechselprodukte. Die Bitterstoffe machen es für die Küche interessant und es gehört zu den traditionellen Frühjahrsentschlackungskräutlein. Sicher wirkt dieses hübsche, allegegenwärtige Pflanzengeschöpfchen viel mehr auf einer subtileren Ebene, die nicht in Flavonoid- und Saponingehalt ausdrückbar ist. Wer verbindet nicht die liebsten Kindheitsfühlingserinnerungen mit dieser gegenwärtigsten aller Blumen? Bitte nicht den üblichen Gänseblümchenbescheidenheitsquatsch assoziieren! Was hat denn diese flächendeckende Ausbreitung mit Zurückhaltung und Bescheidenheit zu tun? Maßloses Maßliebchen: Liebenswerteste Verschwendung der Natur, das Leben in Fülle! Süße kleine Orakelblume, der selbst das Blättchenauszupfen mit Babyspeckfingerchen und ungeübter Motorik nichts anhaben kann – es sind genug Blümchen für alle Kinder da! Wer hat nicht schon früher und vielleicht auch heute noch immer wieder Kränzchen aus ihr geflochten? Wird daher nicht ihr Anblick uns Jahr für Jahr aufs Neue die Sorgenfalten aus dem Gesicht glätten? Und das verleiht uns kindliche Schönheit, zeitloses Glück und tiefste Naturverbundenheit. Macht die Augen und die Herzen auf, denn wahre Schönheit kommt von innen und gehorcht keiner Mode!

Welche Synonyme gibt es denn noch für das Gänseblümchen? Ich sammle sie alle! Bin gespannt auf Varianten aus Österreich, der Schweiz, dem Norden und wo Ihr tausend Schönen sonst so alles seid! Und was haben Eure Omas mit den Gänseblümchen gemacht?