Vor einiger Zeit habe ich hier (kann schon drei Jahre oder länger sein) einen Post unter dem Titel Badewetter veröffentlicht. Da gebe ich unter anderem mein Rezept für einen Balsam gegen die Plagen der Körperhaarentfernung preis. Was ich seit langem jedoch verschweige: Ich bin im Sommer selbst zu faul, Balsame zu rühren. Zum Glück gibt’s die Maienfelser Naturkosmetik: Die machen noch Sachen, die man bei anderen Herstellern in Biomärkten und Drogerieregalen hinter pastellfarbenen Etiketten vergebens sucht. Die Rasierlotion Vetiver ist ein alchimistischer Wohlklang. Eine pflegende Sprühlotion, die mit den Rasierwässern unserer Väter höchstens entfernt verwandt ist. Da kommt eine samtig grünliche, kühlende, dickflüssige Wonne aus dem Sprühkopf! Diese kann viel mehr als so manche hochgepriesene Mischung gegen kleinere und größere Hautproblemchen. Kein Wunder bei der Zusammensetzung: Aloe, Brahmi, Cupuacu, Calophyllum Vetiver, Weihrauch, Kamille, Narde und Patchouli u.a. verbinden sich heilsam zu einem Allroundtalent (oh Ihr wisst, wie sehr ich mit diesem Wort geize!), das nicht nur gerötete und gereizte Enthaarungshaut sondern auch Hitzepickelchen, überhitzte Sommerseelen und – ach ja es ist nicht bewiesen aber erfahrbar -Sommergrippe lindert womöglich verhindert.Wie lange solcher außergewöhnlicher Segen noch aus dem Dörflein Maienfels im gelobten Schwabenländle über die Naturkosmetikliebhaber ausgegossen wird, weiß ich nicht. Die Rechnungen der Firma tragen schon seit einiger Zeit statt ihres bis dato wunderschönen Jugendstillogos die inzwischen branchenüblichen Blumennahaufnahmen im Kopf – ein schlechtes Ohmen. Da wird doch nicht auch eine Unternehmensoptimierung ihr Unwesen treiben?? Ihr lieben Maienfelser, bleibt in eurem Dorf hoch droben weiterhin so inspiriert und setzt Euch über die Zeichen der Zeit hinweg. Bitte!

Vergesst alles, was ich letztens über stimmungsaufhellende Öle geschrieben habe, was Ihr je darüber gehört oder gelesen habt! Es gibt nur noch einene einzigen Duft in meinem Leben, November hin oder her, Düsternis und Wolkenbruch egal, Herbststurm, Bodenfrost und Überarbeitung geschenkt! Sogar Hustenreiz und Halsschmerz werden deutlich weniger! Ich habe durch einen Zufall eine Wiederentdeckung gemacht, die mich olfaktorisch auf allen Ebenen – Geist, Seele und jaaaaa auch Körper – dermaßen einhüllt, dass ich seit drei Tagen nichts anderes mehr brauche. In meinem unendlichen Fundus an Riechfläschchen befand sich ein jahrealtes Fläschchen mit Jaaaaasmin grandiflorum 1%ig in Jojobaöl. Eine kleine Mitbewohnerin hat es entdeckt und aufbekommen (nochmal der dringende Warnhinweis: ätherische Öle unbedingt außer Reichweite von kleinen Kindern aufbewahren!!!), tröpfchenweise versprengt und ich habe meiner Nase fast nicht getraut. Unbeschreiblich weich, blütig, duftig, pudrig und herzlich rein. Ja! Spätherbstfröstlen verflog aus den Gelenken und der Seele, Lebens- und Selbstbejahung, Herzenswärme krempelten mein Gemüt innerhalb von Sekunden um. Bitte sagt mir jetzt nicht wieder, dass das die tollen Sesquiterpene und ihre Abkömmlinge oder noch mehr wahrscheinlich die Ester, ja womöglich die erstaunlich reichlich vorhandenen Diterpenole, vielleicht aber auch das in winzigen Spuren enthaltene Indol verursacht haben. Tut mir Leid – kein Zutritt für die Wissenschaft: Mich hat der König der Düfte geküsst und ich will mich kopflos betören lassen. Ja?!

Wenn ich wieder bei Sinnen bin, gibt es wieder was Neues unter die Nase gerieben – bis dahin lade ich alle zu sinnenfrohen Jasminbegegnungen ein…

Es ist nicht zu fassen, dass die asiatischen Schwestern unserer Pfingstrosen so hemmungslos duftfrei sind! Aber der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und Düfte imaginieren ist eine der anspruchsvollsten mentalen Leistungen. Herzliche Einladung zum visuellen Riechen dieser unduftenden Strauchpaeonien aus dem wunderbaren botanischen Garten in Erlangen!

Und für alle Pfingstrosenduftliebhaber gibt es von Florascent Pivoine: Selten hat ein Parfumeur den Duft der Pfingstrose so gekonnt von dem der Rose abgegrenzt. Beide Eaux florales stehen in der Aromapraxis für Sie zum Schnuppern bereit!

Geißblatt o Lonicera, du duftende Heckenkirschenblüte! Schon wieder bin ich versucht mit Superlativen um mich zu werfen, weil Geißblattduft so absolut zum Frühling gehört wie Riemchenschuhe und das erste Eis der Saison. Leiderleiderleider ist der Duft von Lonicera nicht destillierbar und ich bin auf die Parfümeurskunst angewiesen. Mir selber gelang es noch nie auch nur näherungsweise den typischen leichten, nicht zu süßen, nicht zu blumigen, nur ahnungsweise wahrnehmbaren Duft voller fröhlicher Zurückhaltung mit ätherischen Ölen nachzuahmen. Beim Flieder tut man sich da schon leichter: bisschen Ylang Ylang, bisschen Bergamotte, miniminibisschen Tuberose und eine kleine Ahnung von Muskat schon blüht der Flieder in der Fantasie. Für das Geißblatt wären wir doch tatsächlich an die Rhythmen der Natur gebunden. Aber welche Gnade! Seit zwölf Jahren besitze ich dieses Kleinod von Chanel: „Cristalle“, das mich schon immer per Duftpost in die schönsten Frühlingsgefühle zu schicken vermochte. Aus Ehrfurcht vor der Natur und um das Besondere nicht abzunutzen trage ich es seit den letzten paar Lenzen nur noch saisonal zur Feier dieser Jahreszeit. Bitte Klopstocks „Frühlingsfeier“ beim Auflegen des Parfums rezitieren, das ergibt die perfekte Synästhesie!