Gamma-Linolensäure, dreifach ungesättigt! Das Argument für das fette Öl aus den winzigen Samen der Nachtkerze. Neurodermtiker buchstabieren das im Schlaf. Aber auch alle anderen Hautprobleme lassen sich mit der äußerlichen und innerlichen Anwendung dieses teuren fetten Öls hervorragend beeinflussen. Über die genauen ernährungsphysiologischen Vorgänge in diesem Zusammenhang kann man sich in „Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe“ von Eliane Zimmermann Überblick verschaffen (Siehe Literaturliste) Für die Hautpflege gibt man das Nachtkerzensamenöl ca. 10%ig ins Massageöl oder die Pflegelotion, müsste mit naturkosmetischen Produkten grundsätzlich kompatibel sein. Zur Nahrungsergänzung kann man es zum Salatöl geben, pur ein paar Tropfen vom Teelöffel schlecken (finde ich aber kratzig im Hals), aberauf keinen Fall erhitzen. In Kapseln kann man das wertvolle Öl auch schlucken, wenn man gerne Gelatinebatzen im Bauch hat, ansonsten kann man die Kapseln ja auch aufmachen: Die extreme Anfälligkeit fürs Ranzigwerden macht den Kauf in Kapseln sinnvoll – aber eben noch unsinnlicher und teurer.Schön und gut. Treuen LeserInnen wird mein bockiger Unterton nicht entgangen sein: Der Fall Nachtkerzensamenöl ist ein perfektes Beispiel für die Entfremdung von der Natur trotz Naturheilkunde und -kosmetik. Die Begegnung mit der Pflanze kommt zu kurz! Wer kennt die Wildform schon? Meist wird sie von ahnungslosen, ordnungsliebenden HobbygärtnerInnen aus Mauerritzen gerissen noch ehe sie zur Blüte kommt. Die Nachtkerze sucht sich die seltsamsten Plätze, ist genügsam und stört viele Leute. Aber nirgends ist das Wort UNkraut unangebrachter! Sie ist eine der ästhetischsten freiwilligen Gartenbewohnerinnen! Genügsam aber ohne falsche Bescheidenheit wächst sie zu stattlicher Größe heran. Man kann ihr beinahe zusehen. Das Öffnen einer Blüte begleitet laue Sommerabende im Freien, zur Belohnung für unsere Geduld verströmt sie kurz vor dem Zubettgehen einen zarten Duft. Das Gelb leuchtet wie aus einer inneren Lichtquelle in der Nacht weiter, man glaubt es beinahe hören zu können. Nach einem sonnendurchglühten Tag umhaucht diese Blüte wohltuende Kühle. Aus TCM-Sicht ist es eine Yin-Pflanze par excellence. Alle Frauen, die unter PMS leiden oder denen die Zeit des Wechsels Schwierigkeiten bereitet, sollten an Nachtkerzensamenöl als Nahrungsergänzung denken – und die Gesellschaft dieser bezaubernden Pflanze suchen! Warum nicht bei der Gartenarbeit nebenbei die winzigen Samen kauen? Und immer wieder diese schöne Überlebenskünstlerin bewundern. Meist repräsentiert sie alle Lebensphasen gleichzeitig: Knospen, Blüten, Verblühendes, Welkes und Samen. Sie lädt ein zur Meditation über Lebenszyklen, das Werden und Vergehen.

Die sogenannte zivilisierte Gesellschaft spaltet sich momentan noch deutlicher als sonst in zwei voneinander abgegrenzte Untergruppen: Allergiker und Nichtallergiker. Die Kommunikation zwischen beiden ist mitunter nur mit höchstem diplomatischem Sachverstand zu meistern. Eine sich zunehmend von möchtegern natur-und alternativmedizinsch Bewanderten sich breitmachende Unart ist die pseudoganzheitliche Ursachenforschung. Viel Selbstgerechtigkeit beobachte ich da vor allem bei nichtallergischen Müttern von nichtallergischen Kindern (da gehöre ich auch dazu): „Also unsere Kinder durften immer schon im Dreck spielen und einen Putzfimmel kann man mir nicht nachsagen: Ist ja wissenschaftlich bestätigt, dass dann Allergien keine Chance haben.“ „Eben, man muss diese Sachen viel lockerer nehmen. Hygienewahn blockiert doch total, da haben es Krankheiten und Allerigen leicht!“ Dieser Einstellung liegt ein tragisches Missverständnis der östlichen Heiltraditionen (TCM und Ayurveda) zu Grunde: Diese heilkundlichen Ansätze sehen, vereinfacht gesagt, die Harmonie aller körperlichen und seelischen Prinzipien (Elemente oder Doshas) als Voraussetzung für Gesundheit. Prima: Wenn man also alles richtig macht, dann ist alles im Lot und die Energie, Qi oder wasauchimmer fließt zur Belohnung frei und ohne Niesanfälle und Atemnot durch den perfekten Körper? Schade: Die sehr komplexe und menschenfreundliche Sichtweise des Zusammenspiels von Körper, Geist und Seele verkommt durch unsere vom mechanistischen Weltbild geprägten Denkart zu einer „Selberschuldalleseinstellungssache“. Das schadet sowohl dem Ansehen dieser nicht hoch genug zu schätzenden Heilkünste als auch dem Zusammenleben von Betroffenen und nicht Betroffenen. Schlechte Energie! Dabei lohnt sich fundierte alternative Herangehensweise bei Allergien durchaus…

Ätherische Hilfe für Heuschnupfengeplagte gibt es zu Hauf. Die wichtigsten Öle zur Linderung von Allergiebeschwerden sind:

  • Niaoul
  • Atlaszeder
  • Manuka
  • Myrte (türkisch, Cineol-Typ)

Eine wirkliche Erleichterung der Beschwerden im Nasen-Rachenraum kann ein Spray mitdiesen Ölen und Rosen-Lavendel-Melissen-Wasser verschaffen. In einer 50ml-Sprayflasche das Hydrolat mit insgesamt höchstens zehn Tropfen ätherischen Ölen verschütteln (kein Alkohol dazu, der reizt die Schleimhäute) und bei Bedarf ins Gesicht und den Rachen sprühen. Mildert den Juck- und Niesreiz. Immer wieder gut schütteln.

Statt einen Antwort-Kommentar zu erstellen, nehme ich Mirjams Frage gleich als Anlass für einen neuen Post: Balsame sind in der Anwendung häufig kommoder als triefende fette Massageöle und können diese beinahe immer ersetzen. Hat man eine Basis, sind der Fantasie und den zu behebenden Beschwerden eigentlich keine Grenzen gesetzt: Balsame können mit Wirkstoff- und ätherischen Ölen unendlich variiert werden. Mein Strahlenbalsam mit Sanddornfruchtfleischöl ist nur eine der vielen Möglichkeiten.
Basis(frei nach Eliane Zimmermann) für Balsame: Jojoba- und oder Mandelöl fiftyfifty mit Sheabuttter. Je nach Hauttyp kann auch anderes flüssiges fettes Öl genommen werden. Kokosöl ist in Sonnenbalsamen ganz nützlich, weil es kühlend wirkt. Manche fette Öle haben einen natürlichen LSF, allerdings keines höher als LSF 4/5. Johanniskrautmazerat verbietet sich im Sonneschutzmittel genauso wie Bergamotte als Duft: Das könnte böse Überraschungen geben! Auch die anderen Zitrusschalenöle und Angelika führen den Lichtschutz ad absurdum. Wichtig ist das Verhältnis flüssige Öle zu festen Fetten (Kakaobutter gibt auch eine schöne Konsistenz)ungefähr 1:1. Alles zusammen sachte schmelzen in einem geeigneten Gefäß auf der Nachwärme der Herdplatte, auf der Heizung, dem Kachelofen, den sonnendurchglühten Terracottafließen oder unterwegs auf der warmen Motorhaube und rühren beim Erkalten. Ätherische Öle (auf 20ml Tiegel bzw. Minimarmeladenglas so um die 6-8 Tropfen, je nach Duft) frühestens bei Handwärme rein! Wer nicht rühren will, muss fühlen: Manchmal wird die Konsistenz von alleine sahnig, manchmal eher grobkörnig: reine Glückssache aber die Wirkung bleibt.

…strahlt alles, was blüht und grünt und hält mich vom Posten ab. Damit man sich bei diesem so herbeigesehnten Sonnensegen nicht das Näschen verbrennt (und frau und kind natürlich auch nicht), habe ich Sanddornfruchtfleischölbalsam gerührt:

ca. 15 Tropfen von dem tieforangen Strahlen- und Entzündungsschutzwunder in die übliche Jojoba-Mandel-Shea-Basis auf ein 20ml Töpfchen. Beduftet mit einem Tröpfchen Osmanthusabsolue macht die Aprikosenassoziation perfekt. Soll der Balsam auch noch Saug- und Juckinsekten den Appetit verderben, kann auch Geranie, Zeder, Lavendel, Patchouli, Vetiver und meinetewegen auch noch Teebaumöl rein – passt aber alles nicht so wunderbar zu der Farbe. Gegen Zeckenüberfälle soll übrigens ein alkoholischer Gänseblümchenauszug helfen. Und Gänseblümchenwasser macht schön: Klar, Bellis perennis, das Tausendschönchen!

Jedenfalls zurück zu meinem orangen Strahlenbalsam: Schützt und pflegt vor und nach dem Sonnenbad, auch wenn der LSF lange nicht so hoch ist wie die ganzen mineralischen und sonstigen aus den kosmetischen Großrührküchen. Als einge-(sanddornfrucht)-fleischte Sonnenanbeterin habe ich mit diesem Schutz und dem rechtzeitigen Aufsuchen des gesunden Schattens unter hohen Bäumen schon seit Jahren keinen Sonnenbrand mehr gehabt. Mehr über Sanddorn und vielleicht Gänseblümchenwasser ein ander Mal, mich zieht es weg vom Bildschirm: Muss die von der Gartenarbeit angenehm arbeitsschweren Glieder ausruhen!

Blühender hyssopus officinalis, im Hintergrund Blätter von monarda didyma – Archivfoto von vor drei Jahren

Ob der in der Bibel mehrmals erwähnte Ysop oder Isop (in der Lutherbibel) wirklich Hyssopus officinalis war, wird von einigen Botanikern stark in Zweifel gezogen. Es sprechen einige Argumente eher für eine Origanum-Art. In Palästina gehört der echte Ysop nämlich gar nicht zur einheimischen Vegetation. Hyssopus officinalis stammt zumindest aus dem Mittelmeerraum und kam über die Klostermedizin in unsere Gärten. Er gehört zu den traditionellen Bitterkräutern und ist Bestandteil vieler geheimer Tinkturen und Liköre, denen Allheilkraft nachgesagt wird. Eine reinigende Frühjahrskur kann durchaus sinnvoll mit Ysop unterstützt werden. Das frische Kraut passt hervorragend als Würze zum Karfreitagsfisch. Ätherisches Ysop-Öl ist eher mit Vorsicht zu genießen, wiewohl es natürlich einige positive Eigenschaften besitzt. Es empfiehlt sich die Verwendung des ätherischen Öls aus dem kriechenden Ysop – hyssopus officinalis var. decumbens, da es in der Wirkung dem aufrechten Bruder in nichts nachsteht, alledings keine toxischen Monoterpenketone enthält. Hauptanwendungsgebiet für Ysop-Öl sind die Atmewege. Schleimlösend und auswurffördernd befreit es die Bronchien gerade nach einer sehr langen Erkältungssaison, stählt die Schleimhäute und ist dabei hautfreundlich und krampflösend. Auf der geistig-emotionalen Ebene vermag der herbweichwürzige Duft ähnliche Reinigung: Er macht wach und aufmerksam, besänftigt alltagshektische Nervosität. Mischungsexperimente lohnen sich vor allem, wenn man den Zitrusreflex zur Verschönerung einmal unterdrückt und die herbe Seite des Ysops mit ähnlichen Ölen herausarbeitet: Schöne Kombinationen ergeben sich mit Zeder, Salbei, Rosmarin, Wacholder oder Myrte.

Entsündige mich mit Ysop,
dass ich rein werde. (Psalm 51,9)

Der Duft von schwarzen Johannisbeeren, welche der Volksmund auch Gichtbeeren nennt, gehört für mich zu den leckersten Sinneseindrücken überhaupt. Auch die Blätter von ribes nigrum verströmen beim Berühren dieses charakteristische Aroma. Seit ein paar Tagen nenne ich nun eine Flasche Hydrolat aus den Blättern mein eigen und bin begeistert: Ein Sprühstoß wirkt wie ein Schlückchen Kir royal auf die Gesichtshaut, nämlich sehr belebend! Das Hautbild verfeinert sich zusehends – also in Sekunden! Sogar Kopfschmerzen mildert dieses edel herb duftende Wässerchen. Mal sehen, was der Eigenversuch noch so alles bringt. Ich hoffe ja, dass sämtliche Eigenschaften, welche in der volksmedizinischen Tradition den Johannisbeerblättern zugeschrieben werden, auch im Hydrolat ihre Spuren hinterlassen. Der alkoholische Extrakt aus den Beeren findet übrigens aussschließlich als Riechfläschchen bei besonders hartnäckigen Launeverdrießlichkeiten meinerseits Anwendung. Pures Privatvergnügen. Wenn es was zum Feiern gibt, dann natürlich schon echter Cassis-Likör im Schaumwein, klar. Und vielleicht noch eine Folge von der sagenhaften Serie „Kir royal“ mit Franz-Xaver Kroetz, Senta Berger etc.

So gut kann kraftvolle Medizin riechen und schmecken! Das ätherische Öl aus den Samen von elettaria cardamomum gehört zu den besonders mächtigen Antiseptika der Aromatherapie und ist trotzdem in allen gängigen Anwendungsformen sehr gut verträglich. Jede Erkältungsmischung wird nicht nur in der Wirkung sondern auch im Duft enorm aufgewertet mit diesem köstlichen Öl und der Patient riecht nicht schon von Weitem krank sondern ganz verführerisch – und erst aus der Nähe, mhhhh schnurr! Kardamom entkrampft, entschleimt, beruhigt, hemmt Entzündungen, pflegt, macht schön und gelassen. Das hört sich ja wieder an wie unseriöse Versprechungen von Doktor Scharlatan und Professor Marktgeschrei! Ein „Problem“, das uns bei vielen ätherischen Ölen begegnet: Die schier unglaublich vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Wer nicht hören will, muss riechen und nicht mal unbedingt dran glauben. Die Wirkung stellt sich auch ohne Placeboeffekt ein: Das ist Aromatherapie, wie ich sie liebe! Es gibt für nahezu jedes Öl Alternativen, was uns in die glückliche Lage versetzt, nur ein paar wenige verschiedene Öle haben zu müssen und damit ganz viel abzudecken: Eine Strategie, die sich vor allem für Aromaneulinge empfiehlt. Wer schon länger mit ätherischen Ölen arbeitet, tut gut daran, Einzelöle trotz breitem Wirkungsspektrum nicht überzustrapazieren, sondern auszuprobieren, welches für die individuellen Vorlieben in welchem Einsatzbereich am effektivsten verwendet werden kann. Im Falle von Cardamom ist der Anwendungsschwerpunkt für mich eindeutig der kulinarische. Sensationell ist die Kombination Schoko-Kaffee-Milch-Kardamom: Schokopudding (meinetwegen auch mousse au chocolat) mit einem Tröpfchen Kardamomöl, zwei Tr. Orange und einem Schuss Espresso, da regt sich keiner mehr übers Wetter auf! Als Ergänzung zum ätherischen Kardamom ist Orange und Vanille für Süßes und Lorbeer oder Thymian linalool für Pikantes zu empfehlen. Und wen der aromatherapeutische Experimentierteufel reitet, der probiert mal eine heiße Schokolade mit einem Hauch Osmanthus (miniminiwenig oder ein Tröpfchen aus Osmanthus 5% von Farfalla) plus Kardamom: Bitte beim Kosten Türen und Fenster geschlossen halten, das Jauchzen könnte Schaulustige in Scharen anlocken! Jetzt aber mal Ekstase beiseite, wir sind ja hier ein seriöser Blog für die ganze Familie: Auch wenn der Genuss im Vordergrund steht, werden natürlich die ganzen therapeutischen Fliegen mit derselben Klappe geschlagen.

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn…

… es ihm an Eierkuchen fehlt! Daher hier mein Rezept für meinen vielgelobten und weithin berühmten Biskuit, der als Grundlage für Obstkuchen oder opulente Torten gleichermaßen dienen kann:

Menge reicht aus für eine 28er Springform

8 Eier (ich sagte ja EIERkuchen), bitteschön aber glückliche, sonst ist das mit dem Frieden auch hinfällig!

Pro Ei je 25g Zucker und 25g Mehl (also achtmalfünfundzwanzig = 200 Gramm)

1 EL Orangenblütenwasser

paar Tröpfchen Vanille, paar Tröpfchen Zedrat, Priserl Salz

Zubereitung:
Zuerst Eier und Zucker zusammen in die Rührschüssel und mindestens zehn Minuten schaumig rühren. In der Zwischenzeit aufräumen, Klavier oder Urschrei üben oder andere Zehnminüter, die sonst nie erledigt werden, weil man nicht ahnt, wie lang zehn Minuten sein können. Achja: Backofen auch schonmal einheizen, so ca 200° C.

Danach das Mehl und Geschmackszutaten vorsichtig unterheben, damit der Flaumschaum nicht zusammenschlufft. Springform auf dem Boden entweder fetten oder mit Backpapier auslegen, den Rand nicht fetten, sonst geht der Biskuit im Leben nicht auf, nichtmal an Vollmond. Ungefähr 35 Minuten backen.

Für eine Biskuitrolle nehme ich 5 Eier, backe den Teig auf dem Blech höchstens zehn Minuten bei 220°C, danach sofort mit einem bezuckerten Geschirrtuch aufrollen. Nach dem Erkalten mit Marmelade oder Sahne oderwasauchimmer füllen.

Eigentlich bin ich absichtlich so unpräzise geblieben bei der Mengenangabe der ätherischen Öle, weil ich listig auf eine unglaubliche Kommentar- und Hilfeschreiflut gehofft habe. Unlauteres Ansinnen! Also Vanille: kommt auf die Firma drauf an, weil das Extrakt in seiner Intensität sehr unterschiedlich sein kann. Bei mir steht gerade eine Farfalla-Vanille in der Küche, da müssen es schon so um die fünf Tropfen sein. Von der Zedratzitrone verträgt es auch zwei-drei Tropfen. Jetzt ziehe ich das Genick ein und hoffe, dass ich nicht ab sofort als unseriöse Aromatussi geächtet werde, wegen meiner Pimaldaumendosiererei. Grundsätzlich gilt eigentlich: immer erst mal einen Tropfen, probieren, schmecken, nachtropfen usw. Wenn bei der Prozedur irgendwann das Zedratfläschchen leer ist, sollte man sich Gedanken über die eigenen Geschmacksknospen machen. Die Teigschüssel wird dabei auch immer leerer? Vielleicht findet sich ja noch eine kleinerer Springform…

So jubelte mein Fünfjähriger, als er sich jüngst eine kleine Schnupperstunde an meiner Riechbar genehmigte (Kleines Rätsel am Rande: was heißt eigentlich KiSi-Verschluss???). Er findet die erstaunlichsten Assoziationen zu allen möglichen Ölen. Ich war gespannt, welches nun seine Begeisterung zu diesem interessanten Spontanvergleich animierte. Das Geniale bei Fünfjährigen ist, dass sie schon auf eine gewisse Riecherfahrung zugreifen aber noch nicht lesen können. Suggestion durch Ölenamen ist also ausgeschlossen. Auch in diesem Falle hätte der Name des Öls die Unvoreingenommenheit mit ziemlicher Sicherheit zerstört und ein freiwilliges Riechen möglicherweise verhindert. Mein Strahlemann hielt ein Fläschchen Eukalyputs-Öl in seinen Händen! JAUUUUL! Eukalyptus ist doch gar nichts für unter Sechsjährige! Nur die Ruhe: Er hatte sich nicht am „Pipi-Eukalyptus“ (Fünfjährigen-Latein für eucalyptus globulus) vergriffen. Es gibt an die 800 verschiedene Eukalyptusarten, davon werden immerhin fast zehn ätherische Öle destilliert und ich frage mich immer wieder, warum ausgerechnet der mit dem mäßigsten Duft (Erwachsenenbeschönigung für Gestank) so populär ist. Dieser „Duft“ schadet dem Ansehen der Aromatherapie weit mehr als aroma-unkundige Gesundheitsberufe, die Eukalyptus(globulus)pärparate für Kleinkinder empfehlen. Für viele Menschen ist Aromatherapie deswegen leider gleichgesetzt mit der inhalativen und perkutanen Anwendung von Eukalyptus globulus…
Aber zurück zum Zitronenkakaoduft. Es handelt sich um Eukalyptus staigeriana, der Eukalyputs mit Schokoladenseite! Sanft, blumig und mild, fruchitg zitronig und hat tatsächlich noch etwas Schokoladigsüßes im Bukett. Der Facettenreichtum des Duftes ist dirket übertragbar auf sein breites Einsatzgebiet, ohne hier in Tausendsassa-Gedöns zu verfallen: Der Staigeriana macht depressive Erwachsene und ängstliche, nervöse Kinder gleichermaßen froh, lindert Schmerzen in Muskeln und Gelenken und verschafft Erleichterung bei Bronchialinfekten. In „Keine-Panik-Mischungen“ ergänzt oder ersetzt er meiner Erfahrung nach die Mandarine, die auch nicht jeder riechen kann. Meine Lieblingskombiantion ist Staigeriana mit Koriander. Er will übrigens sorgfältig verdünnt werden, dieser liebliche Eukalyptus, sonst wird man ihn schnell über: Zu viel Süßes ist ungesund und macht aggressiv. Ansonsten ist er bestens für den Laienanwender geeignet: Reizarm und kinderfreundlich. Duftakzeptanz vorausgesetzt.Wie der hübsche rosablühende Eukalyptusvertreter auf dem Foto heißt, den ich vor vier Jahren im Wiener botanischen Garten fotografiert habe, kann ich nicht sagen, die genaue Bezeichnung stand leider nicht auf dem Schildchen. Vielleicht kennt ihn ja jemand von Euch.

Zeigt Heines Grabmal in Paris, Friedhof Monmartre, nicht Père Lachaise wie die anderen Berühmtheiten. 

… sag ich lass sie grüßen!“ Heinrich Heine hat diesen zu Herzen gehenden Satz auf seinem Krankenlager in Paris (vielleicht zu seiner Mathilde) gesagt. Die letzten acht Jahre seines Lebens verbrachte er gelähmt in seiner „Matratzengruft“, bei klarem Verstand und ungebrochener Schaffenskraft. Sein Heimweh nach der Natur, nach dem Anblick von frischem Grün hat er immer wieder zum Ausdruck gebracht. 

Hier sieht man meine Engelchen, die sich über eine Nostalgierose freuen

Nicht alle Bettlägerigen sind in der Lage ihre Sehnsucht nach dem Leben so poetisch in Worte zu fassen. Umso wichtiger ist es, Schwerkranke mit dem Lebendigen zu berühren. Rosenduft gehört zu den großen Seelentröstern. Aber auch Lavendel, Mandarine, Neroli und Bergamotte eignen sich gut zur Begleitung am Krankenlager. Am besten passen positiv belegte Düfte aus glücklichen Tagen. Bei der Beduftung von Krankenzimmern ist noch mehr als sonst auf sorgfältige Dosierung zu achten: erstmal ein Tröpfchen auf ein Tuch geben und in einiger Entfernung wirken lassen. Oft verwandelt nämlich schon dieser eine Tropfen die gesamte Atmosphäre und zaubert nicht nur beim Kranken sondern bei allen, die ein- und ausgehen eine entspanntere Miene. Ein Kriterium für die Wahl der Raumbeduftung in Krankenzimmern ist auch, dass man als Angehöriger mit einer sehr intensiven Verknüpfung dieses Duftes mit der Situation rechnen muss. Meine Erfahrungen im klinischen Bereich sind sehr dürftig. Von einer Krankenschwester weiß ich aber, dass der Duft von Lavendel, wenn er immer in diesen extremen Grenzsituationen gerochen wird, zu Einsätzen im privaten Bereich eigentlich nicht mehr in Frage kommt. Duftassoziationen haben eine große Macht über uns!