„Steigerung der Konzentrationsfähigkeit mit Hilfe ätherischer Öle“

Donnerstag, 14.05.2009 um 19.30 Uhr
Im Kindergarten Sankt Johannes in Schlüsselfeld.
Anmeldung (begrenzte Teilnehmerzahl!) entweder im Kindergarten oder bei mir.
Darum geht’s:

  • Konzentrationsfähigkeit: Was ist das? Wie lange sollten sich Kinder in welchem Alter und worauf konzentrieren können?
  • In welchen Situationen und auf welche Weise zeigen sich mögliche Defizite in der Konzentrationsfähigkeit?
  • Motorische Fertigkeiten und ihr Einfluss auf die Konzentration
  • Vorbildfunktion der Erwachsenen
  • Ursachen für Störungen der Konzentratiosnfähigkeit bzw. -bereitschaft
  • Rituale helfen, die Aufmerksamkeit in wiederkehrenden Situationen zu bündeln
  • Geeignete ätherische Öle zur Steigerung der Konzentration, zur Entschärfung konfliktgeladener „Nadelöhrsituationen“

Und wie immer: Zeit zum Fragen und Schnuppern!

Sie sind interessiert aber zu weit weg oder haben keine Zeit am kommenden Donnerstag? Kein Problem: Wie bei allen Aromula-Vortragsthemen: Dieser Abend ist „exportierbar“! Ab fünf InteressentInnen komme ich mit diesem Thema zu Ihnen, bringe meine Öle und die Präsentation mit. Für individuelle Inhaltsabsprachen bin ich offen!

Die sogenannte zivilisierte Gesellschaft spaltet sich momentan noch deutlicher als sonst in zwei voneinander abgegrenzte Untergruppen: Allergiker und Nichtallergiker. Die Kommunikation zwischen beiden ist mitunter nur mit höchstem diplomatischem Sachverstand zu meistern. Eine sich zunehmend von möchtegern natur-und alternativmedizinsch Bewanderten sich breitmachende Unart ist die pseudoganzheitliche Ursachenforschung. Viel Selbstgerechtigkeit beobachte ich da vor allem bei nichtallergischen Müttern von nichtallergischen Kindern (da gehöre ich auch dazu): „Also unsere Kinder durften immer schon im Dreck spielen und einen Putzfimmel kann man mir nicht nachsagen: Ist ja wissenschaftlich bestätigt, dass dann Allergien keine Chance haben.“ „Eben, man muss diese Sachen viel lockerer nehmen. Hygienewahn blockiert doch total, da haben es Krankheiten und Allerigen leicht!“ Dieser Einstellung liegt ein tragisches Missverständnis der östlichen Heiltraditionen (TCM und Ayurveda) zu Grunde: Diese heilkundlichen Ansätze sehen, vereinfacht gesagt, die Harmonie aller körperlichen und seelischen Prinzipien (Elemente oder Doshas) als Voraussetzung für Gesundheit. Prima: Wenn man also alles richtig macht, dann ist alles im Lot und die Energie, Qi oder wasauchimmer fließt zur Belohnung frei und ohne Niesanfälle und Atemnot durch den perfekten Körper? Schade: Die sehr komplexe und menschenfreundliche Sichtweise des Zusammenspiels von Körper, Geist und Seele verkommt durch unsere vom mechanistischen Weltbild geprägten Denkart zu einer „Selberschuldalleseinstellungssache“. Das schadet sowohl dem Ansehen dieser nicht hoch genug zu schätzenden Heilkünste als auch dem Zusammenleben von Betroffenen und nicht Betroffenen. Schlechte Energie! Dabei lohnt sich fundierte alternative Herangehensweise bei Allergien durchaus…

Ätherische Hilfe für Heuschnupfengeplagte gibt es zu Hauf. Die wichtigsten Öle zur Linderung von Allergiebeschwerden sind:

  • Niaoul
  • Atlaszeder
  • Manuka
  • Myrte (türkisch, Cineol-Typ)

Eine wirkliche Erleichterung der Beschwerden im Nasen-Rachenraum kann ein Spray mitdiesen Ölen und Rosen-Lavendel-Melissen-Wasser verschaffen. In einer 50ml-Sprayflasche das Hydrolat mit insgesamt höchstens zehn Tropfen ätherischen Ölen verschütteln (kein Alkohol dazu, der reizt die Schleimhäute) und bei Bedarf ins Gesicht und den Rachen sprühen. Mildert den Juck- und Niesreiz. Immer wieder gut schütteln.

Kurzes Innehalten im Wonnemonat um der allgegenwärtigen Maiphorie ein bisschen gegenzusteuern – nicht um die Stimmung zu dämpfen sondern um tiefer einzutauchen…

Wie haben wir das Gelb der Maiwiesen herbeigesehnt und mähen es bereits wieder ab – wo nicht, da trägt es der Wind schon als weiße Schirmchen davon. Für lyrische Gemüter empfiehlt sich die Lektüre August von Platens Tristan. In der Freiburger online-Anthologie http://www.lyrik-und-lied.de/ finden sich dieser und viele andere schöne Texte. Ein Gedicht über Schönheit, Ästhetik und die Endlichkeit des Lebens. Demnach zeichnet sich Schönheit durch ihre Lebendigkeit und mithin ihrer Vergänglichkeit aus. Für die Nase empfiehlt sich ein Spaziergang mit geblähten Nüstern durch alle Tageszeiten. Mit Dufttagebuch unterm Arm, so lässt sich die Frühlingsluft wenigstens mit Tinte destillieren! Wann riecht der Flieder? Wann der Ginster besonders stark? Nach der Immortelle konnte ich letztes Jahr die Uhr stellen – leider hat sie, die Unsterbliche, diesen Winter nicht überlebt. Werde eine neue kaufen, aber nur, wenn der Gärtner sie nicht Currykraut nennt!

Wie versprochen ein kompletter Post für das Gänseblümchen, bellis perennis = die dauernd Schöne, Korbblütengewächse: Ähnlich wie Ringelblume und Kamille wird auch dem Gänseblümchen in der traditionellen Pflanzenheilkunde ein Bezug zur Haut nachgesagt. Innerliche sowie äußerlliche Anwendungen traditionell bei allen entzündlichen und/oder eitrigen Hautproblemen sowie Wunden. Verwendung finden die oberirdischen Pflanzenteile im frischen oder getrockneten Zustand. Und wer eine ganz feinstoffliche Beziehung mit bellis perennis pflegen möchte, sammle im Morgengrauen eine Handvoll Blütchen, lege sie mitsamt Morgentau in frisches Quellwasser, lasse dies alles von der Morgensonne durchstrahlen bis zum Mittag. Dann, wenn die Sonne am höchsten steht, wird alles abgeseiht und das Wasser abends nach der Reinigung und am folgenden Morgen aufs Gesicht gesprüht. Das Rezept habe ich vor Jahren in einer Kräutersendung im Radio aufgeschnappt, kann leider keine genaueren Quellenangaben dazu machen und habe es inziwschen bestimmt auch schon verfremdet. Ätherisches Öl enthält das Gänseblümchen nur wenig, dafür aber andere wirksame sekundäre Stoffwechselprodukte. Die Bitterstoffe machen es für die Küche interessant und es gehört zu den traditionellen Frühjahrsentschlackungskräutlein. Sicher wirkt dieses hübsche, allegegenwärtige Pflanzengeschöpfchen viel mehr auf einer subtileren Ebene, die nicht in Flavonoid- und Saponingehalt ausdrückbar ist. Wer verbindet nicht die liebsten Kindheitsfühlingserinnerungen mit dieser gegenwärtigsten aller Blumen? Bitte nicht den üblichen Gänseblümchenbescheidenheitsquatsch assoziieren! Was hat denn diese flächendeckende Ausbreitung mit Zurückhaltung und Bescheidenheit zu tun? Maßloses Maßliebchen: Liebenswerteste Verschwendung der Natur, das Leben in Fülle! Süße kleine Orakelblume, der selbst das Blättchenauszupfen mit Babyspeckfingerchen und ungeübter Motorik nichts anhaben kann – es sind genug Blümchen für alle Kinder da! Wer hat nicht schon früher und vielleicht auch heute noch immer wieder Kränzchen aus ihr geflochten? Wird daher nicht ihr Anblick uns Jahr für Jahr aufs Neue die Sorgenfalten aus dem Gesicht glätten? Und das verleiht uns kindliche Schönheit, zeitloses Glück und tiefste Naturverbundenheit. Macht die Augen und die Herzen auf, denn wahre Schönheit kommt von innen und gehorcht keiner Mode!

Welche Synonyme gibt es denn noch für das Gänseblümchen? Ich sammle sie alle! Bin gespannt auf Varianten aus Österreich, der Schweiz, dem Norden und wo Ihr tausend Schönen sonst so alles seid! Und was haben Eure Omas mit den Gänseblümchen gemacht?

Sind wir auf dem Weg zur Gesundheitsdiktatur? In der Presse wird der neue Roman „Corpus delicti“ von Juli Zeh als neue George Orwell Prophezeiung gehandelt. In Bayern 2 Zündfunk http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2/mp3-download-podcast-zuendfunk-generator.shtml kam die Autorin zu Wort. Interessante Denkanstöße: Ersetzt der Körperkult in der säkularisierten Welt die Religion? Verwandelt sich unser ursprünglich auf Solidarität basierendes Gesundheitssystem in sein Gegenteil? Wird Gesundheit zur Pflicht, um Kosten zu vermeiden? Wie weit wird die Überwachung unserer individuellen Anstrengungen zur Gesundherhaltung in den nächsten Jahrzehnten voranschreiten? Sind die Bonuspunkte, welche einzelne Krankenkassen ihren Versicherten für dieTeilnahme an Fitnesskursen anrechnen, schon der erste Schritt zur totalen Kontrolle? Für meine tägliche Gartenarbeit bekomme ich jedenfalls keine Bonuspunkte von der Kasse. Dabei ist Gartenarbeit nachweislich der Gesundheit sehr zuträglich. Bonus hin oder her: Mir gehts gut im Garten und ich hoffe, dass ich auch in zehn Jahren noch genug Zeit dafür haben werde und wir nicht alle irgendwelche Pflichtsunden in Fitnessclubs absitzen müssen!

Und nun Themawechsel! Fortsetzung der einheimischen Beikräuterbotanik: Das ist der kriechende Günsel, ajuga reptans, wird gerne mit der Gundelrebe verwechselt, hat auch schöne blaue Lippenblüten aber keine gerüschten Blätter. Ätherisches Öl dürfte er kaum enthalten, jedenfalls riecht er nur grasig, wenn man ihn ein wenig reibt. Mir fällt spontan keine Heilaussage ein, außer dass der lustige Name das Herz und das wunderbare Blau das Auge erfreuen. Bin gespannt, ob es jemanden unter meinen werten LeserInnen gibt, der oder die Günselkaffee oder Ajugapudding kochen… Ich lerne gerne dazu!

Beim saisonbedingten Beikräuterbändigen begegnen wir uns jedes Jahr: Frau Gundelrebe (glechoma hederacea) ist eine allgegenwärtige jedoch nur selten lästige Gartenmitbewohnerin. Sie macht sich nicht wie Giersch, Brennessel, Fingerkraut oder Löwenzahn wild überall breit. Natürlich sind das alles super leckere Frühjahrsentschlackungsgemüse und machen sich in Saucen, Salaten und als Spinatersatz durchaus verdient. Aber mal ehrlich: Bei aller Wild- und Unkrautgemüseeuphorie sind mir die Erdbeeren, für die ich zur Zeit täglich die „Beikräuter“ in Zaum zu halten gezwungen bin, wesentlich lieber und ich wünschte, sie würden mir nur in annähernd so großer Menge wie der Giersch zur Verfügung stehen! Ein Lob auf die Gundelrebe, sie ist die Einzige, welche den Namen Beikraut wirklich verdient: Fast habe ich den Eindruck, sie wisse genau, wo ihre Grenzen sind. So ist sie sowohl im Gemüse- als auch im Ziergarten eine hübsche natürliche Beeteinfassung, wagt es aber nur selten, mit den Kulturpflanzen in direkte Lebensraumkonkurrenz zu treten. Ihre adrett gerüschten Blätter gestalten den Übergang von Kultur zu Wildnis auf unnachahmlich sanfte Weise. Mal kriecht sie malerisch zwischen Steinen und Wurzeln, mal reckt sie ihre Stängel aufrecht in die Frühlingssonne. Lavendelblaue Blüten an verspielten Ranken bereichern den Frühjahrsblütenteppich nicht nur in der vollen Sonne sondern auch in den Ecken des Gartens, die auf ihre Wachküssung noch warten. Als Heilpflanze ist sie unter dem Namen Gundermann – passt meiner Meinung gar nicht, sie sieht doch so gundelig weiblich aus! – vor allem bei Hildegard im Einsatz. Sie ist ein typisches Fastenzeit-Bitterkraut, wurde früher auch als Bierwürze verwendet, regt Leber- und Gallefluss an. Bei ländlichen Frühjahrsriten zum Schutz des Viehbestands kam die Gundelrebe in der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, häufig zum Einsatz. Beispielsweise zum Kränzlein gewunden über der Stalltür. In der modernen Phyto-Therapie spielt glechoma allerdings keine Rolle. Schade: Sie duftet interessant! Es sind die Blätter, die wie ihre berühmteren Lippenblütlerverwandten bei Berührung ätherisches Öll und damit Duft verströmen. Habe mich mal auf die Suche nach Gundelreben-Destillat gemacht und bin bei den Maienfelsern fündig geworden: Da gibt es doch tatsächlich das Hydrolat! Einen Versuch ist es bestimmt wert, werde es auf meine Wunschliste setzen. Vielleicht probiere ich es aber auch mal mit Eigenproduktion. Bis dahin dürfen ihre Blüten den Brennesselspinat zieren.

Statt einen Antwort-Kommentar zu erstellen, nehme ich Mirjams Frage gleich als Anlass für einen neuen Post: Balsame sind in der Anwendung häufig kommoder als triefende fette Massageöle und können diese beinahe immer ersetzen. Hat man eine Basis, sind der Fantasie und den zu behebenden Beschwerden eigentlich keine Grenzen gesetzt: Balsame können mit Wirkstoff- und ätherischen Ölen unendlich variiert werden. Mein Strahlenbalsam mit Sanddornfruchtfleischöl ist nur eine der vielen Möglichkeiten.
Basis(frei nach Eliane Zimmermann) für Balsame: Jojoba- und oder Mandelöl fiftyfifty mit Sheabuttter. Je nach Hauttyp kann auch anderes flüssiges fettes Öl genommen werden. Kokosöl ist in Sonnenbalsamen ganz nützlich, weil es kühlend wirkt. Manche fette Öle haben einen natürlichen LSF, allerdings keines höher als LSF 4/5. Johanniskrautmazerat verbietet sich im Sonneschutzmittel genauso wie Bergamotte als Duft: Das könnte böse Überraschungen geben! Auch die anderen Zitrusschalenöle und Angelika führen den Lichtschutz ad absurdum. Wichtig ist das Verhältnis flüssige Öle zu festen Fetten (Kakaobutter gibt auch eine schöne Konsistenz)ungefähr 1:1. Alles zusammen sachte schmelzen in einem geeigneten Gefäß auf der Nachwärme der Herdplatte, auf der Heizung, dem Kachelofen, den sonnendurchglühten Terracottafließen oder unterwegs auf der warmen Motorhaube und rühren beim Erkalten. Ätherische Öle (auf 20ml Tiegel bzw. Minimarmeladenglas so um die 6-8 Tropfen, je nach Duft) frühestens bei Handwärme rein! Wer nicht rühren will, muss fühlen: Manchmal wird die Konsistenz von alleine sahnig, manchmal eher grobkörnig: reine Glückssache aber die Wirkung bleibt.

…strahlt alles, was blüht und grünt und hält mich vom Posten ab. Damit man sich bei diesem so herbeigesehnten Sonnensegen nicht das Näschen verbrennt (und frau und kind natürlich auch nicht), habe ich Sanddornfruchtfleischölbalsam gerührt:

ca. 15 Tropfen von dem tieforangen Strahlen- und Entzündungsschutzwunder in die übliche Jojoba-Mandel-Shea-Basis auf ein 20ml Töpfchen. Beduftet mit einem Tröpfchen Osmanthusabsolue macht die Aprikosenassoziation perfekt. Soll der Balsam auch noch Saug- und Juckinsekten den Appetit verderben, kann auch Geranie, Zeder, Lavendel, Patchouli, Vetiver und meinetewegen auch noch Teebaumöl rein – passt aber alles nicht so wunderbar zu der Farbe. Gegen Zeckenüberfälle soll übrigens ein alkoholischer Gänseblümchenauszug helfen. Und Gänseblümchenwasser macht schön: Klar, Bellis perennis, das Tausendschönchen!

Jedenfalls zurück zu meinem orangen Strahlenbalsam: Schützt und pflegt vor und nach dem Sonnenbad, auch wenn der LSF lange nicht so hoch ist wie die ganzen mineralischen und sonstigen aus den kosmetischen Großrührküchen. Als einge-(sanddornfrucht)-fleischte Sonnenanbeterin habe ich mit diesem Schutz und dem rechtzeitigen Aufsuchen des gesunden Schattens unter hohen Bäumen schon seit Jahren keinen Sonnenbrand mehr gehabt. Mehr über Sanddorn und vielleicht Gänseblümchenwasser ein ander Mal, mich zieht es weg vom Bildschirm: Muss die von der Gartenarbeit angenehm arbeitsschweren Glieder ausruhen!

Blühender hyssopus officinalis, im Hintergrund Blätter von monarda didyma – Archivfoto von vor drei Jahren

Ob der in der Bibel mehrmals erwähnte Ysop oder Isop (in der Lutherbibel) wirklich Hyssopus officinalis war, wird von einigen Botanikern stark in Zweifel gezogen. Es sprechen einige Argumente eher für eine Origanum-Art. In Palästina gehört der echte Ysop nämlich gar nicht zur einheimischen Vegetation. Hyssopus officinalis stammt zumindest aus dem Mittelmeerraum und kam über die Klostermedizin in unsere Gärten. Er gehört zu den traditionellen Bitterkräutern und ist Bestandteil vieler geheimer Tinkturen und Liköre, denen Allheilkraft nachgesagt wird. Eine reinigende Frühjahrskur kann durchaus sinnvoll mit Ysop unterstützt werden. Das frische Kraut passt hervorragend als Würze zum Karfreitagsfisch. Ätherisches Ysop-Öl ist eher mit Vorsicht zu genießen, wiewohl es natürlich einige positive Eigenschaften besitzt. Es empfiehlt sich die Verwendung des ätherischen Öls aus dem kriechenden Ysop – hyssopus officinalis var. decumbens, da es in der Wirkung dem aufrechten Bruder in nichts nachsteht, alledings keine toxischen Monoterpenketone enthält. Hauptanwendungsgebiet für Ysop-Öl sind die Atmewege. Schleimlösend und auswurffördernd befreit es die Bronchien gerade nach einer sehr langen Erkältungssaison, stählt die Schleimhäute und ist dabei hautfreundlich und krampflösend. Auf der geistig-emotionalen Ebene vermag der herbweichwürzige Duft ähnliche Reinigung: Er macht wach und aufmerksam, besänftigt alltagshektische Nervosität. Mischungsexperimente lohnen sich vor allem, wenn man den Zitrusreflex zur Verschönerung einmal unterdrückt und die herbe Seite des Ysops mit ähnlichen Ölen herausarbeitet: Schöne Kombinationen ergeben sich mit Zeder, Salbei, Rosmarin, Wacholder oder Myrte.

Entsündige mich mit Ysop,
dass ich rein werde. (Psalm 51,9)

Geißblatt o Lonicera, du duftende Heckenkirschenblüte! Schon wieder bin ich versucht mit Superlativen um mich zu werfen, weil Geißblattduft so absolut zum Frühling gehört wie Riemchenschuhe und das erste Eis der Saison. Leiderleiderleider ist der Duft von Lonicera nicht destillierbar und ich bin auf die Parfümeurskunst angewiesen. Mir selber gelang es noch nie auch nur näherungsweise den typischen leichten, nicht zu süßen, nicht zu blumigen, nur ahnungsweise wahrnehmbaren Duft voller fröhlicher Zurückhaltung mit ätherischen Ölen nachzuahmen. Beim Flieder tut man sich da schon leichter: bisschen Ylang Ylang, bisschen Bergamotte, miniminibisschen Tuberose und eine kleine Ahnung von Muskat schon blüht der Flieder in der Fantasie. Für das Geißblatt wären wir doch tatsächlich an die Rhythmen der Natur gebunden. Aber welche Gnade! Seit zwölf Jahren besitze ich dieses Kleinod von Chanel: „Cristalle“, das mich schon immer per Duftpost in die schönsten Frühlingsgefühle zu schicken vermochte. Aus Ehrfurcht vor der Natur und um das Besondere nicht abzunutzen trage ich es seit den letzten paar Lenzen nur noch saisonal zur Feier dieser Jahreszeit. Bitte Klopstocks „Frühlingsfeier“ beim Auflegen des Parfums rezitieren, das ergibt die perfekte Synästhesie!